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fischen fahren wird. Belastet aber sein Gehirn nicht mit hohlen Phrasen und toten Sprachen. Macht nicht erst aus dem Kinde einen ‚Faulpelz‘.“

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Ein anderes Kind mag keinen Sinn für Ordnung und Regelmäßigkeit haben. Lasset die Kinder diesen sich nur selbst und gegenseitig einflößen. Später werden das Laboratorium und die Fabrik, die Arbeit auf einem beschränkten Raum mit vielen Werkzeugen ihnen Methode geben. Machet Ihr sie nicht selbst zu unharmonischen Wesen durch Eure Schule, die keine andere Ordnung als die Symmetrie ihrer Bänke kennt, die aber in ihrem Unterricht ein wahrhaftes Bild des Chaos ist. Sie wird niemals Jemandem Liebe zur Harmonie, Beständigkeit und Methode für die Arbeit beibringen.

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Sehet Ihr denn nicht, daß Ihr mit Euren Unterrichtsmethoden, ausgearbeitet von einem Minister für 8 Millionen Schüler, die ebensoviele verschiedene Kapazitäten bedeuten, nur ein System schaffen könnt, das, vom Durchschnitt der Mittelmäßigkeiten erdacht, nur gut für Mittelmäßigkeiten sein kann. Euere Schule ist eine Universität der Faulheit, wie Euer Gefängnis eine Universität des Verbrechens ist. Gebet also die Schule frei, schaffet Eure Universitätsgrade ab, appelliert an Freiwillige für den Unterricht, – dort beginnet, anstatt daß Ihr Gesetze gegen die Faulheit macht; Ihr könnt dadurch nur die Faulen in Faulen-Regimenter bringen.

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Gebet dem Arbeiter, welcher sich nicht dazu bequemen kann, einen winzigen Teil irgend eines Artikels zu machen, der bei der kleinen Bohrmaschine sich solange abgequält hat, bis er sie schließlich haßt, gebet Diesem die Möglichkeit, das Land zu bearbeiten, die Bäume im Walde zu fällen, auf dem Meere gegen den Sturm anzukämpfen, den Weltraum auf der Lokomotive zu durcheilen. Aber machet nicht erst aus ihm einen „Faulpelz“ indem Ihr ihn zwingt, während seines ganzen Lebens eine kleine Maschine zu überwachen, die Schraubenköpfe furcht oder Oehre in Nähnadeln bohrt?

Unterdrücket nur die Ursachen, welche die „Faulen“ machen und glaubet mir, es wird kaum noch Individuen geben, welche wirklich die Arbeit hassen. Man wird keines Arsenals von Gesetzen mehr gegen sie bedürfen.

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/140&oldid=- (Version vom 17.8.2017)