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Heiligenkreuz seit beinahe achthundert Jahren gewirkt und gearbeitet haben, sie soll ein bescheidener Beitrag zur Geschichte des Ordens sein, dessen achte Säcular-Feier wir heuer begehen.

Keine erschöpfende Geschichte, wohl aber ein – wenn auch mangelhaftes und unvollständiges – Mosaikbild der Geschichte von Heiligenkreuz ist die vorliegende Arbeit. Die Culturmission, welche das Stift in den verschiedenen Zeiten seines Bestandes zu erfüllen hatte, spiegelt sich wider in dem Leben und Wirken seiner Mönche.

Zunächst war es die Bodencultur, welche der Orden und die Abtei zu pflegen hatte. In den ersten siebzig Jahren ihres Bestandes beschränkte sich dieselbe auf die österreichischen Länder – aber nur wenige Namen der fleißigen Brüder, die auf den Grangien des Klosters beschäftigt waren, sind aus dieser Zeit auf uns gekommen; und doch sollen schon zur Zeit des ersten Abtes Gottschalk, wie die Tradition zu erzählen weiß, 300 Mönche und Conversen das Stift bewohnt haben. Erst um das Jahr 1200 finden wir die Namen von Brüdern, die auf den Höfen in Tallern[1], Münchendorf und Siegenfeld thätig waren und die verschiedenen Handwerke ausübten. Die Bezeichnung „lanarius“ weist hin, dass schon damals die Tuchindustrie vom Kloster betrieben wurde. Ein weites Feld der Wirksamkeit erhielten aber Mönche und Conversen, als der Abtei große Gebiete in Ungarn vergabt wurden. 1204 schenkte König Emerich das Gut Königshof, 1217 König Andreas II. das Gut Leginthov, das von nun an Neuaigen und später Mönchhof genannt wurde. Beide Besitzungen hatten früher die Bissener, slavische Colonisten, besessen; da aber diese den Erwartungen der Könige nicht entsprachen, so riefen sie jetzt die Mönche zur Colonisation herbei, die nun das Deutschthum und mit ihm die höhere Cultur in jene Gegenden brachten. Die Urkunden weisen zwar nur die Namen weniger Brüder auf, die auf diesen weitausgedehnten Gütern thätig waren, aber sie sind durchwegs thatkräftige und unbeugsame Charaktere. Mit


  1. Dass in Tallern, wie auch auf den übrigen Grangien der Abtei, die Weincultur intensiv betrieben wurde, bezeugt das älteste Nekrologium, aus dem der Catal. alphab. folgende Vinitores anführt: Eberhardus conversus vinitor † 4. Juni; Godefridus conv. vinitor † 12. Juni; Otto conv. vinitor † 22. Juni; Theodoricus conv. vinitor † 2. Juni.
Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/7&oldid=- (Version vom 4.8.2020)