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könnten das Messopfer darbringen. Ferner daß kein Lebender, weder der Papst noch die Bischöfe noch irgendwelche andere den Gottesdienst verbieten könnten, und daß diejenigen, welche ihn untersagten, Ketzer und Verführer wären. Und sie erlaubten in den mit dem Interdict belegten Städten Messen zu hören, was sie auf ihre Seele nahmen, und die kirchlichen Sakramente frei zu empfangen, weil sie durch deren Genuß von den Sünden befreit würden.

Ferner daß die Predigermönche und Minderbrüder die Kirche mit falschen Predigten verdürben, und daß alle Prediger und Minderbrüder, auch die Cistercienser und alle anderen einen verderbten und ungerechten Lebenswandel führten. Ferner daß außer ihnen und ihren Anhängern keiner wäre, der die Wahrheit sagte, und niemand, der den rechten Glauben in der That bewahre; und wenn sie nicht gekommen wären, so würde Gott sie selbst, ehe er den Glauben und die Kirche in der Gefahr gelassen hätte, aus den Steinen erweckt haben[1], oder andere, welche die Kirche Gottes mit rechter Lehre erleuchtet hätten. Auch predigten sie: „Bis hierher haben Eure Prediger die Wahrheit begraben und die Unwahrheit gepredigt, wir begraben die Unwahrheit und predigen die Wahrheit“. Und am Schluße: „Der Ablaß, welchen wir Euch geben, ist nicht erdichtet oder ausgesonnen von dem Papste und den Bischöfen, sondern von Gott allein und unserm Orden“. Und folgendes: „Wir wagen nicht des Herrn Papstes zu gedenken, weil er ein Mann von so verkehrtem Lebenswandel und einem so schlechten Beispiel ist, daß man von ihm schweigen muß“. Und schmähend fügte ebenderselbe treulose Prediger hinzu: „Betet“ sprach er, „für den Herrn Kaiser Friderich und für seinen Sohn Conrad, welche vollkommen und gerecht sind“. Ebenfalls

  1. Nach Lucas 3, 8. W.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_107.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)