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Zeit Kaiser Heinrichs II[1], hatte Heinrich der Kahle, welcher in der Burg Hersevelde lebte, ein tüchtiger und friedliebender Herr, zur Frau die Hildigarda; diese überlebte nur ein Sohn, Heinrich, Canoniker in Hildensem[2]. Als dieser von den Seinigen dem geistlichen Stande entzogen war, errichtete er, um den Abfall durch Almosen wieder gut zu machen, nachdem die Burg Hersevelde zu Zeit Libentius des Aelteren, Erzbischofs von Bremen, und Bernards, Herzogs von Saxonien, zerstört war, ebendaselbst einen Convent für Geistliche. Dieser kaufte sich, gleichsam als ob er gesetzlich verurtheilt wäre, dreifach durch Landgüter, Kostbarkeiten und andere Besitzungen frei, übertrug alles derselben Kirche und gründete ebendaselbst eine Propstei, indem Erzbischof Libentius zustimmte und die Kirche einweihte. Dieser wurde Heinrich der Gute genannt, und zeugte zwei Söhne, den Grafen Sifrid, welcher Stade erbaute[3]. Dieser wurde, nachdem die Burg von Seeräubern genommen war, mit seinem Bruder gefangen genommen. Während der Bruder nun an der Ruderbank mit Fußschellen gefesselt saß, sprang er in das Schiff eines Fischers, und wurde so davongeführt und befreit. Die Seeräuber nämlich hatten denjenigen, welche Gefangene loskaufen wollten, friedlichen Zutritt gewährt, und so stand dem Fischer der Zutritt frei. Die Barbaren waren daher durch die Flucht des Fürsten erzürnt, hieben Sifrid beide Hände ab und tödteten alle Gefangenen mit verschiedenen Qualen. Der Entkommene aber sammelte die Nachbarn und besiegte die Seeräuber und alle, die er lebend fängt, hängt er bei Stade an einem Orte auf, welcher von ebendemselben Ereigniß Wargabor genannt

  1. Vielmehr Ottos I und II.
  2. Hildesheim. Es waren aber mehrere Brüder am Leben, s. unten.
  3. Heinrich der Gute hatte nur einen Sohn Sifrid, er fiel in die Hände der Seeräuber, wurde von ihnen verstümmelt und starb am 26. Oct. 994. Der hier erwähnte zweite Sohn war vielmehr der jüngere Bruder Heinrichs des Guten; auch er hieß Sigifrid oder Sifrid und entkam unverletzt. Siehe die ausführliche Beschreibung bei Thietmar von Merseburg IV, 23–25.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_022.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)