Seite:Die Chronik des Albert von Stade 021.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hartwich belehnt und Pfalzgraf Friderich, sein Schwager[1], empfing den Blutbann vom Könige Conrad, und es ward verordnet, daß er sein Coadjutor sein und im Grafending[2] für ihn Recht sprechen sollte. Aber Herzog Heinrich, der noch ein Knabe war, klagte dem Könige und allen Fürsten durch seine Vormünder, daß der Erzbischof Albero seiner Mutter versprochen hätte, daß die Grafschaft, wenn Rodolf sterben würde, ihrem Sohne, dem Herzoge, zufallen sollte. Daher kamen sie nach langen Streitigkeiten auf Befehl des Königs zu Rameslo[3] zusammen zur Beendigung der Angelegenheit. Der Erzbischof stand auf der einen Seite dem Schiedsgericht vor, auf der anderen der jugendliche Herzog. Der Propst und der Pfalzgraf waren zur Erörterung der Sachlage bestellt. Urtheiler waren Thietmar, Bischof von Verden, Markgraf Albert, Graf Hermann von Winceberch, sein Bruder Heinrich von Asle und eine große Menge Ritter. Dort ergriffen bei der Darlegung der Streitsache die Leute des Herzogs die Waffen, ein Aufstand entstand, sie nahmen den Erzbischof gefangen und hielten ihn eine Zeit lang in Lunenburg in der Gefangenschaft, um etwas von ihm zu erpressen. Endlich, da sie sahen, daß er weder durch Peinigung noch durch Drohungen sich bewegen ließ, erlaubten sie ihm, frei fortzugehen. Propst Hartwich, von Hermann von Luchouwe[4] gefangen genommen, wurde während die Leute des Herzogs hofften, er würde ihnen übergeben werden und als sie ihm bereits mit dem Tode drohten, zum Markgrafen Albert gebracht und so befreit.

Es ist nothwendig, auf früheres ein wenig zurückzukehren, um die Genealogie ebendesselben Hartwich darzulegen. Zur

  1. Von Sommereschenburg; er hatte Liutgard, Tochter Rudolfs I von Stade, geheirathet.
  2. in placitis principalibus.
  3. Nordöstlich von Lüneburg.
  4. Lüchow. Er erscheint in mehreren Urkunden Heinrichs des Löwen.
Empfohlene Zitierweise:
Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_021.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)