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1021 ..... In dem Dorfe Colbizce[1] in Saxonien begannen im Kloster des heiligen Märtyrers Magnus nach Beendigung der Frühmessen fünfzehn Männer und drei Frauen auf dem Kirchhofe Reigen zu tanzen. Als der Presbyter die erste Messe anstimmte, hörten sie mit den Gesängen und dem Reigen nicht auf, bis er selbst, um die Frechheit derselben zu bändigen, an sie herantrat mit der Bitte, ruhig zu sein. Sie wollten nicht, und der Presbyter, Egbert genannt, verwünschte sie, wie folgt: „O, daß Ihr doch durch die Macht Gottes und durch die Verdienste des heiligen Märtyrers Magnus in solcher Unruhe ein Jahr hindurch bliebet!“ Diese fuhren, seine Worte verhöhnend, im Gesange fort. Eine der drei Frauen war die Tochter des Presbyters, mit Namen Mersindis. Diese ergriff auf Befehl des Vaters der Bruder der Mutter, Johannes, und suchte sie aus dem Kreise zu ziehen. Und er zog ihr den Arm aus dem Körper, es floß aber kein Tropfen Blutes heraus, sondern sie blieb beim Gesang und dem Fußstampfen mit den andern im Kreise ein Jahr hindurch. Nach Verlauf von sechs Monaten waren sie bis an die Kniee in die Erde versenkt. Und in jenem ganzen Jahre tranken sie weder noch aßen sie noch näßte sie der Regen. Man machte Dächer über sie, welche aber der Wind sofort umwarf. Ihre Kleider

  1. Nach F. Kurze zu Thietmar von Merseburg VIII, 25 Colditz an der Mulde zwischen Rochlitz und Grimma. Diese fabelhafte Geschichte findet sich in verschiedener Form an vielen Orten. W.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_003.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)