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Stocke läßt, bis die Trocknung vollendet ist, d. h. die Wasserteile verflüchtigt und der Zuckerstoff konzentriert ist, denn ein eigentliches Trockenobst sind die Rosinen bekanntlich nicht. Oertlich, namentlich in Spanien und Frankreich, ist es Brauch, die reif geschnittenen Trauben, bevor man sie an die Sonne legt, in eine Brühe von Wasser und aus Weinranken oder Kämmen gebrannter Asche zu tauchen; die Lauge bewirkt, daß der Saft zum Teil durch die Schale nach außen dringt und indem er nun äußerlich auftrocknet, der Frucht ein glänzenderes Ansehen gibt. In Kleinasien taucht man sie statt dessen in warmes Wasser, auf welches etwas Baumöl gegeben ist. Das sich anhängende Oel soll den Beeren Glanz geben und zugleich verhindern, daß die Sonne sie zu sehr austrocknet und schrumpfig macht. Die versandtfähigen Trauben werden entweder ganz gelassen und als Traubenrosinen in Schachteln oder Kisten in den Handel gebracht, oder man sondert die Beeren von den Kämmen ab und versendet sie in Fässern oder Körben.

Deutschland bezieht seinen Bedarf an großen Rosinen teils aus dem Orient, teils aus Spanien; denn obwohl Italien und Frankreich auch große Mengen dieser Ware produzieren, so gelangt doch wenig davon nach Deutschland.

Im Orient ist es besonders Smyrna, von wo aus beträchtliche Quantitäten über Triest und Hamburg zu uns kommen. Die von dort bezogenen Rosinen werden daher auch im Handel als Smyrnaer bezeichnet. Man hat aber darunter kleinasiatische überhaupt zu verstehen; denn die Umgegend von Smyrna produziert nichts für die Ausfuhr, vielmehr ist diese Stadt nur der Ausfuhrsplatz der von den Händlern an den verschiedenen Produktionsorten aufgekauften Rosinen. Im Allgemeinen sind diese Rosinen ziemlich groß und rotgelb. Die Primasorte wird Elemé (d. i. Auslese) genannt. Eine Extrasorte sind die sogenannten Sultania-Rosinen, welche goldgelb aussehen, sehr zarthäutig, stiellos und gut gelesen, viel kleiner als

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/50&oldid=- (Version vom 14.9.2022)