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Fleisch habenden Früchte des Pfirsichenbaumes (Amygdalus persica, L.), welcher ursprünglich aus Persien stammt, von da zuerst nach Rhodus und Aegypten, dann von hier aus nach Griechenland, nach Italien und dem übrigen Europa, endlich von diesem wieder nach Amerika u. s. w. verpflanzt wurde, und von dem gegenwärtig, durch die Jahrhunderte hindurch fortgesetzte Kultur, eine sehr große Menge Ab- oder Spielarten existieren.

Die Pfirsichen gehören unstreitig zu den leckersten Früchten unseres Erdbodens. Es ist leicht zu erachten, daß der Boden, die Art der Kultur und besonders das Klima einen großen Einfluß auf die Güte derselben zeigen müsse. Was die Kultur allein thut, sieht man bei der Vergleichung der Früchte von den gemeinen Wildlingen mit denen von veredelten Bäumen. Den Boden, den diese Gewächse verlangen, muß fruchtbar, leicht, trocken und der Sonne stark ausgesetzt sein. Der Orient, zumal Persien, das Vaterland dieses Baums, ferner die wärmeren Länder von Europa, Ungarn, Griechenland, Italien, das südliche Frankreich, Portugal und Spanien, und demnächst auch das nördliche Afrika, Westindien, die südlichen amerikanischen Provinzen, namentlich Pennsylvanien u. s. w. liefern weit delikatere Pfirsichen, als Deutschland, und hier sind sie im südlichen, z. B. in der Pfalz, wiederum vorzüglicher, wenigstens ihre Kultur leichter, als bei uns. Weiter hinauf nach Norden, z. B. schon in Pommern, geraten sie im Freien fast gar nicht, oder höchst selten, und man muß sie, was umständlich und kostspielig ist, in Mistbeeten oder Glashäusern ziehen. In unserem Klima dürfen wir uns wenig Hoffnung machen, von freistehenden Bäumen Früchte zu erzielen. Nur bei Wildlingen macht dies eine Ausnahme. Die veredelten pflanzt man fast durchgängig an Spaliere. Hier sind sie teils durch die Wände, teils aber durch die Bedeckung, die sich leicht anbringen läßt, gegen die heftige Kälte vieler unserer Winter gesichert; teils kann man auch die Blüte eher erhalten, welche im freien Stande durch die unserem Klima eigenen späten Fröste im April und Mai viele Jahre hintereinander

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/44&oldid=- (Version vom 14.9.2022)