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Kardinalextrakt.

– Um Weißwein ohne große Mühe aromatisch zu machen, d. i. in sogenannten (wie warmer oder kalter Punsch getrunken werdenden) Kardinal zu verwandeln, wendet man bekanntlich in neuerer Zeit häufig das in den Materialhandlungen käuflich zu habende Kardinalextrakt an. Man setzt nämlich jeder Flasche Rhein- oder anderem guten weißen Weine 2 bis 3 Löffel voll von diesem Extrakte nebst 100 bis 125 g feinen Zucker zu. Leider pflegt aber dieses Extrakt, im Vergleich zu seinen Herstellungskosten, um viel zu hohen Preis verkauft zu werden. Konditor und Andere, welche viel Gelegenheit haben, von demselben Gebrauch zu machen, werden daher wohlthun, wenn sie es sich selbst bereiten und mag die dazu nötige Vorschrift hier mitgeteilt sein:

Man nimmt ¾ l Arrak, die gelbe Schale von 4 Apfelsinen, 66⅔ g besten Zimt und ½ Schote Vanille. Die Apfelsinen schält man fein und zerschneidet die Schalen in kleine Stückchen, den Zimt zerstößt man gröblich und die Vanille zerschneidet man mit einer Schere in mehrere Partikelchen; dann schüttet man diese 3 zerkleinerten Ingredienzien, nebst dem Arrak, in eine Flasche, welche reichlich 1 l faßt, verbindet dieselbe mit einem Stückchen Blase, welches man mit einer Nadel mehreremal durchstach und digeriert bei gelinder Wärme und unter öfterem Umschütteln 3 Tage lang. Nach geschehener Extraktion filtriert man die Flüssigkeit durch Löschpapier und bewahrt sie dann in einer gut verschlossenen Flasche auf.

Kirschsaft.

– Um diesen zu bereiten, nimmt man sogenannte Sauerkirschen, d. i. die weinsäuerlich schmeckenden Früchte einer besondern Abart des gemeinen oder wilden Kirschbaumes (Prunus cerasus, L.), zupft dieselben von den Stielen, gibt sie zerdrückt in Steintöpfe, läßt sie 3 bis 4 Tage bis zum Eintritt der Fermentation stehen, preßt sie dann durch eine Serviette und füllt den Saft in Glasbouteillen, thut zu je 500 g Saft 500 g zerstoßenen Zucker und etwas Zimt und Nelken, bedeckt die Oeffnung der Bouteille, doch ohne sie zuzubinden, und schüttelt sie öfters, damit sich der Zucker auflöse. Wenn

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/37&oldid=- (Version vom 14.9.2022)