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von starkem Glas, die man mit einem Korkstöpsel leicht bedeckt, und setzt dieselben in einem geräumigen Kessel aufs Feuer, nachdem man auf dem Boden des Kessels zuvor eine Schicht Stroh und soviel Wasser gebracht hat, daß die Krüge oder Flaschen nicht in die Höhe gehoben werden. Es ist auch zweckmäßig, die Gefäße zuvor mit Stroh zu umwickeln oder doch die Zwischenräume mit solchem auszufüllen, um ein durch das Sieden des Wassers veranlaßtes Zusammenstoßen zu verhindern. Man erhitzt nun solange, bis der Saft in den Krügen oder Flaschen zu kochen anfängt, was man an dem zwischen den Pfropfen herausquellenden Schaume bemerkt. Auf diese Art läßt man den Saft ungefähr ¼ Stunde kochen, worauf man die Flaschen fest verkorkt, verbindet und verpicht. Ein auf solche Art behandelter Saft, bei dem durch die Siedhitze die jede Gärung bedingenden Stoffe vernichtet sind, hält sich mehrere Jahre ohne zu verderben, und liefert mit Zucker durch einmaliges Aufkochen einen Sirup, der dem aus frischem Saft bereiteten in keiner Weise nachsteht.

Will man hingegen den Himbeersaft in Vermischung mit Zucker lange Zeit gut erhalten, so wendet man am zweckmäßigsten das folgende (von dem rühmlichst bekannten Pomologen Dr. Lucas in Reutlingen empfohlene) Verfahren an: Auf je ½ kg frisch ausgepreßten, durchaus noch nicht in Gärung gekommenen Himbeersaft wird ½ kg gepulverter Zucker genommen und in demselben aufgelöst. Dieser Saft bleibt 9 Tage zugedeckt im Keller ruhig stehen, wonach derselbe in einer messingenen oder irdenen Pfanne über das Feuer gebracht und bis zum Sieden erhitzt wird. Hierbei werden die gerinnenden eiweißhaltigen Bestandteile abgeschäumt. Ein völliges Sieden soll nicht eintreten. Nachdem der vom Feuer genommene Saft abgekühlt ist, wird er in Flaschen gefüllt, welche bloß mit Papier zugebunden und in dem Keller aufbewahrt werden. So erhält er sich mehrere Jahre unverändert und ein sehr geringes Quantum dieses Saftes gibt mit Wasser gemischt das unter dem Namen Limonade bekannte

Empfohlene Zitierweise:
Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/34&oldid=- (Version vom 14.9.2022)