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daß die in Europa weit verbreiteten Aussagen, man könne in den dortigen Kolonieen in wenigen Jahren leicht schuldenfrei werden, leere Täuschungen seien. Sie, die Schulden, waren im Vereine mit der schlechten Kaffeebezahlung, mit dem Kommissionsgelde, der Geldreduktion, der Reisegeldzinse, und mit der sonderbaren Theilung des Kaffeeertrages recht geeignet, die Unzufriedenheit der Kolonisten und deren Erhebung, über welche das Nähere später folgt, hervorzurufen. Familien, welche ein Jahr früher ein, wenn auch nicht großes Guthaben hatten und zu den fleißigsten und sparsamsten gehörten, hatten jetzt entweder ein kleineres Vermögen oder sogar eine kleine Schuld, kamen also, ohne ein großes Kapital verzinsen zu müssen, rückwärts; die meisten andern Familien waren, soferne sie nicht mit europäischem Gelde ihre Schulden verkleinern konnten, mit einer viel größern Schuldenmasse belastet, als bei ihrer Ankunft in Ybicaba, trotzdem, daß sie schon damals mit dem Kommisssionsgelde, dem Landreisegelde u. s. w. bedacht waren. Einige Beispiele, wozu ich aber nur fleißige, sparsame Familien wähle, sollen dieses beweisen. Diese Familien hatten Schulden

a) bei der Ankunft: b) bei der Rechnung 1856:
68 Milreis 403 Milreis
183 671
748 1383
495 1240
28 432
244 580
438 791 [1]

So stand es mit einzelnen Familien; nicht besser aber auch mit der ganzen Kolonie. Nach der letzten Seite des Büchleins: „Die Auswanderung als öffentliche Wohlthat, Lichtensteig 1854“, hatten im Jahre 1853 die damaligen 101 Familien


  1. Diese Familie gehört namentlich zu den allerfleißigsten und hat überdies noch eine schöne Summe Geld auf die Kolonie gebracht und dort möglichst vortheilhaft angewandt; von diesem Gelde war aber jetzt auch Nichts mehr vorhanden.