Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/84

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darüber erhielt, daß er es zu groß gemacht habe. Dieser Küfer sagte dann später, daß er dieses Maaß, um es den andern gleich zu machen, ziemlich niedriger, kürzer, machen mußte. Von etwelchen andern Kolonieen hörten wir von noch größern Kaffeemaßen, und Herr Dr. Heußer fand dieses nach seinem Bericht ebenfalls. Er traf ein Alqueiromaaß, das fast um 3/8 zu groß war, und entdeckte auch, daß an einem Orte das Maaß beim Wegmessen des den Kolonisten gehörenden Kaffees gehäuft, beim Zumessen der von ihnen gefaßten Lebensmittel aber gestrichen wurde, und daß an einem andern Orte zum Messen des Kaffees ein größeres Maaß im Gebrauche war, als zum Messen der Faßwaaren; er fand aber auch, daß mehrere Maaße, ihrer ungleichen Größe ungeachtet, von den dazu bestimmten Landesbehörden legalisirt waren oder mit den gesetzlichen Normalmaaßen übereinstimmten! Ein merkwürdiger Umstand!

Das Pflanzland wurde uns etwas früher gegeben, als das so eben beschriebene Kaffeeland, doch aber erst, als die ältern Kolonisten zum Theil[b 1] schon angepflanzt hatten, und es auch für uns wohl spät war, um den größtmöglichen Ertrag erzielen zu können. Zuerst theilte man uns und noch einigen ältern Kolonisten, welche zu wenig Land hatten, eine Strecke aus, welche wir unerfahrenen Neulinge vorher manchmal als einen jungen, grünen Wald mit mindestens 10–12 Fuß hohen Bäumchen angeschaut hatten. Da sollten wir ein Stück für Reis, das Uebrige für Mais herrichten. Abphossen und brennen durften wir das Gehölz aber nicht; denn es stand schon junger Kaffee darin. Beim Zutheilen nahm man auf die Größe der Familie keine Rücksicht; jeder maß man, bestand sie aus 3–4 oder aus 10–12 Gliedern, vorne ein 14 Schritte breites Stück zu; nur der Rest, welcher der letzten Familie zufiel, war mehr als doppelt so groß, wie die übrigen Theile. Die bedeutende Länge eines solchen Theiles war durch die Lage bestimmt, indem ein querlaufendes Bächlein derselben ein Ende machte. Wie die gerade Richtung durch diesen Wald hinein beizubehalten sei, mußten die Kolonisten selbst sehen.


Berichtigungen

  1. Druckfehler berichtigt, siehe Seite 243.