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sie gesund sind, besonders schönen und vollen Kaffee tragen. Das Alter der dortigen Bäume mag 8–10 Jahre, mithin das beste sein. Wie aber schon bei der Anpflanzung dieses Kaffee’s, beim Setzen der jungen Bäumlein, bedeutende Fehler gemacht wurden (die Bäume stehen oft gar nicht in geraden Reihen und, wo sie nicht zu Grunde gegangen sind, meistens viel zu nahe beisammen), so scheint er auch schlecht bearbeitet worden zu sein.[1] Viele Bäume waren damals ganz klein, manche halb dürr und stellenweise gar viele völlig ausgefallen. Es gibt nicht wenige Plätze darin, wo anstatt 20 kaum 1 Baum steht. So groß aber hier der Mangel an schönen Bäumen, so groß ist der Ueberfluß an großen und kleinen Steinen, welche das Hacken ungeheuer erschweren. Durchgehackt muß nämlich die ganze Pflanzung werden, seien Bäume oder Steine oder auch keines von Beiden darin; das fürchterlich wuchernde Unkraut (Oelbäume, Dörner, Nesseln und grobes Gras) würde sich sonst zu gewaltig emporschwingen.

In dieser Gegend, welche man kurzweg den Steinkopf heißt, wurde uns, d. h. den am 8. Juli 1855 Angekommenen, großentheils Kaffee ausgetheilt. Manche, welche an dem hier erhaltenen zu wenig zu haben glaubten, bekamen anderwärts noch einige Reihen in guter Lage. Mir[2] wurde zuerst ein etwa 2000, dann noch bald ein nahe dabei liegendes, mindestens 3400 Bäume großes Stück zu Theil. Das Stück mit den 2000 Bäumen gab ich später, als meine Familie durch Verheiratung und sonstigen Wegzug der Angeschlossenen bedeutend kleiner geworden war, ab, obschon ich es einmal durchgehackt hatte und für dieses Hacken Nichts


  1. Versetzung und spätere Behandlung soll großentheils durch die Neger des Herrn Vergueiro erfolgt sein.
  2. Man wolle es mir zu gute halten, daß ich meinen Kaffee und später meine Pflanzländer und nicht die eines andern Kolonisten als Muster aufstelle. Diese sind mir natürlich am bekanntesten. Wo ich Abweichungen von andern Kolonisten gehörenden Gegenständen derselben Art weiß, will ich sie getreulich angeben und deßhalb hier sagen, daß mein Kaffee, den ich nun etwas näher zeichne, zum schlimmern gehört hat.