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So geht es mit den meisten Sachen. In Rio de Janeiro sind einige der genannten Gegenstände wohlfeiler, andere aber um so theurer. Ueberhaupt ist das Leben dort sehr theuer. Ein Herr, der freilich eine große Familie hat, versicherte mich, daß sich seine jährlichen Ausgaben bei aller möglichen Sparsamkeit auf 10,000 Milreis, gleich Fr. 28,000 belaufen. Man darf sich also hier, wenn man Einem von diesem oder jenem vortheilhaften Unternehmen vorschwatzt und dabei auf die Wohlfeilheit von Fahrgelegenheiten etc. hinweist, nicht eine hiesige Wohlfeilheit, sondern eine brasilianische denken, wobei man, wenn eine ½–¾ Stunden lange Strecke mit einem Omnibus zurückzulegen ist, mindestens Fr. 5.60Rp. bezahlen muß.

Es sei hiemit von solchem genug.

Wir haben gesehen, wie der Kolonist empfangen und nach der für ihn bestimmten Kolonie geführt wird, wie er zu einer Wohnung und zu Nahrung kommt. Es ist nun nöthig zu zeigen, wie ihm Arbeit und Verdienst zu Theil wird, ein Verdienst, durch welchen er laut den ihm hier gemachten Vorspiegelungen bald, nach einem in dem Büchlein „die Auswanderung als öffentliche Wohlthat, Lichtensteig 1854“ enthaltenen, im Februar 1854 geschriebenen Briefe des Herrn Joze Vergueiro „binnen 3 Jahren mit Bequemlichkeit schuldenfrei“ werden sollte. Jeder Leser wird mit Recht denken, das erfordere einen sehr guten Verdienst; denn das bis dahin Mitgetheilte sei der Art, daß die Schuld sich ungeheuer vergrößern mußte. Wir wollen diesen Verdienst nun besehen.

Einige Tage nach der Ankunft bekamen die Hausväter der neuen Ankömmlinge durch den Unterdirektor Heinrich Schmid den Befehl, zu Herrn Direktor Jonas zu kommen. Der Befehl erhielt gehörige Nachachtung, und Herr Direktor ging mit uns nach einer fast ½ Stunde entfernten Kaffeepflanzung und theilte uns in derselben eine gehörige Anzahl Bäume aus, die wir abpflücken sollten; die Hackarbeit war vorüber. Das betreffende Stück war sehr schön, ohne Steine