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Bezahlung für eine solche Reise gebührte. Aber eben weil man sie nicht zu ihrem, sondern zum Vortheil der brasilianischen Herren Fazendeiros durch Agenten und schöne Briefe hat verführen und kommen lassen, rechnet man ihnen, gestützt auf Art. 5, litt. 6, für eine wahrhaft schauerliche Reise noch ein großes Reisegeld an. Die Strecke von Santos bis Ybicaba ist nicht viel größer, als diejenige von Chur nach Basel, d. h. zirka 50 Stunden. Diese kann man mittelst guter und bequemer Transportmittel mit nicht viel über 20 Franken zurücklegen; jene, die beschriebene Landreise in Brasilien, kostete bei uns per Person mit einer Kiste über das Kommissionsgeld hinaus, ohne ein Extrathier für eine kranke Person, ohne etwelche Geldvorschüsse erhalten, auch ohne von dem Karren Gebrauch gemacht zu haben, jedoch mit Einschluß der in Santos zugebrachten 4 Tage, über 20 Milreis (über 56 Fr.). Ein Reitthier oder ein Platz im Karren kostete noch besondere 25 Milreis (Fr. 70). Bei dem uns nächstfolgenden Transporte und auch bei andern stieg das Reisegeld ziemlich höher; in andern Fällen mag es auch kleiner gewesen sein; immerhin ist es aber keine Kleinigkeit, wofür dasselbe hier dem Auswanderungslustigen dargestellt wurde, wenn überhaupt von einem Reisegeld von Santos nach der Kolonie noch die Rede war.[1] Gewiß erfordert es auf diese Weise auch keine großen Opfer, die im 3ten Art. des Kontraktes vom Hause Vergueiro auf sich genommene Verpflichtung, „die Kolonisten zu empfangen“, zu erfüllen.

Ob und zu welcher Zeit auf all den verschiedenen Kolonieen die dort bestehenden, von den Fazendeiros oder deren Direktoren beliebig aufgestellten und in Art. 5, litt. 7 vorgesehenen


  1. Daß das hier ausbedungene Reisegeld weiter gelte, als bis nach Santos, hat Herr Benedict mir nicht gesagt, er hat vielmehr im Hinblick auf die Bedürfnisse der brasilianischen Landreise ein Taschengeld für die Auswanderer verlangt. Sicherlich hat er aber selber geglaubt, daß diese Landreise nur eine Kleinigkeit koste, und wird dieses, wie ich auch, von Herrn Paravicini vernommen haben.