Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/54

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

habe. Auf dieser Landreise muß, wer über das Kindesalter hinaus, noch nicht im Greisenalter und nicht sehr krank ist, meistens zu Fuß gehen; Kinder bis auf ungefähr 10 oder 11 Jahre werden je 4 in 2 Kisten auf einem Maulthiere befördert, und alte oder kranke Leute müssen ein Extrathier haben und darauf reiten. Für solche Leute, welche unterwegs krank oder zum Weitergehen zu schwach werden, nimmt man auch einen großen, ungeheuer schwerfälligen Karren, dessen 2 Räder in großen, aus dicken Baumstämmen ausgeschnittenen Scheiben bestehen, welche an ihre Achse fest gemacht (viereckig eingeschnitten) sind, so daß sie sich nicht ohne die Achse umdrehen. Durch diese Umdrehung der oft ganz ungeschmierten Achse entsteht ein entsetzlicher Lärm, ein stundenweit hörbares Pfeifen, was die sonst schon vorhandenen Qualen der auf einem solchen Karren fahrenden Passagiere noch ordentlich vermehrt. Zum Schutze gegen Regen oder gegen die große, den Passagieren eines solchen Transportmittels schädliche Sonnenhitze (Leute, die nicht durch Krankheit oder Schwäche zur Benützung eines solchen Karrens genöthigt werden, begeben sich gewöhnlich nicht darauf) werden dürre Rindviehhäute über aufgesteckte Bogen gespannt. Natürlich ist es, daß ein solcher Karren oft so schief läuft, daß er fast umwälzt, und daß er von 4–6 Ochsen gezogen werden muß, wenn 15–20 Personen darauf die Qualen theilen. Ist die Reisegesellschaft groß (die unserige zählte ungefähr 260 Personen), und hat sie viele Kisten und sonstiges Gepäck, so erfordert es viele Thiere; unsere Karavane zählte deren wohl über 100. Bis diese, die über Nacht auf einem großen Pasto ihr Futter selbst suchen und sich dabei zuweilen im Waldesdickicht verstecken oder gar davon machen, zusammengesucht sind, bis das viele Gepäck geladen ist, die Kinder sich auf ihren Thieren in den Kisten und die Kranken und Schwachen in ihren Sätteln oder im Karren befinden, bis also eine solche Karavane sich in Bewegung setzt, wird es oft ziemlich spät, so daß die Tagreise gewöhnlich zur heißesten Tageszeit gemacht werden muß. Ist man endlich