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zum trägen Herumgaffen, zum Herumreisen, zu Gastmählern, die sie veranstalten, zum Spielen und was damit läuft, und wenn sie Etwas arbeiten, so zeigen sie sich ziemlich langsam und unbeholfen. Daß es in Bezug auf Kirchen und Schulen schlimm aussehe, ist wohl kaum mehr nöthig zu sagen; die oben genannten Erscheinungen beweisen es. In den Städten gibt es zwar Schulen; sie richten aber wenig aus. Reich ausgeschmückte Kirchen sind auch vorhanden; der ganze Gottesdienst besteht aber, wenigsten in den kleinern Städten, in nicht viel Anderm, als in rauschender Instrumentalmusik, in einer stillen Messe, in einem todten Ceremoniell und in der Verwaltung der heiligen Sakramente nach dem römisch-katholischen Ritus. Konfirmandenunterricht soll nicht ertheilt werden, und nach dem Urtheile sachkundiger Männer sollen die Pfarrer meistens eben so dumm sein als schlecht, besonders in Absicht auf die Keuschheit.

Die schwarzen Bewohner Brasiliens, die Neger, sind im Ganzen schön und kräftig gebaut. Würde ihre ihnen angeborene Unterwürfigkeit unter die Weißen, der Fluch Noahs über Ham, sie nicht im Zaume halten, so würden sie bei ihrer großen Zahl sich leicht an ihren herzlosen Käufern und Bedrückern rächen können. Meines Wissens ist aber bisher solches im Großen nicht vorgekommen.

Das Loos dieser Schwarzen ist allerdings ein trauriges. Sie wissen, daß sie geraubt sind, und dieses Bewußtsein muß ihnen die Schläge und die sonstige erbärmliche Behandlung, die ihnen bei vielen Herren zu Theil wird, noch mehr verbittern. Es gibt aber auch Herren, die ihre Sklaven in jeder Hinsicht recht ordentlich behandeln, so daß solche Neger es manchmal besser haben, als freie Schwarze, die selbst um Arbeit und Unterhalt sorgen müssen. Dieses ist namentlich in den großen Küstenstädten wahrzunehmen. Nicht zu vergessen ist auch das, daß viele Neger durchaus nicht recht thun, ohne tüchtig geschlagen zu werden, so daß wenn man die erste[s 1] an ihnen verübte Unthat, die Entführung und gewaltsame Unterjochung vergißt und die Sklaverei als einen


Anmerkungen Wikisource

  1. Vorlage: ersten