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von der Ostküste immer weiter zurückgedrängt von den Portugiesen, die sich nun als die eigentlichen Brasilianer ansehen. Diese haben die Zahl der Einwohner zum mindesten verdoppelt, vielleicht verdreifacht durch die Einführung der schwarzen Afrikaner, die sie zu ihren Sklaven machten. Aus verschiedenen Gründen sind sonst noch Leute aus gar vielen Ländern dahingezogen; in den Küstenstädten besonders ist fast jede Nation der Erde vertreten. Schon deßhalb, besonders aber in Folge aller möglichen Vermischungen der Genannten und deren Kinder hat sich die brasilianische Bevölkerung so verschiedenartig gestaltet, daß ich eine Beschreibung derselben tüchtigern Männern überlassen, oder meine Leser auf schon vorhandene gute Werke verweisen muß. Im Innern jedoch, wenigstens in dem Theile, wo ich war, herrscht nicht eine so große Verschiedenartigkeit. Dort ist der Brasilianer im Ganzen von ziemlich großer Statur, hat eine schwere, ziemlich dunkle Farbe, schwarze nicht große Augen und eben so gefärbte lange Haare. Beim zufälligen Zusammentreffen zeigt er viele Gutmüthigkeit, Dienstfertigkeit und Gastfreundschaft. (Diese Letztere ist übrigens, vorausgesetzt, daß der Wanderer oder Gast nicht total zu Grunde gehen soll, in vielen Fällen unumgänglich nöthig). Diese seine Eigenschaften haften aber nicht tief und können gar bald in die entgegengesetzten umschlagen. Bald ist sein Haß entbrannt und dieser macht sich wo möglich durch Ermordung des Gehaßten, sei es durch eigene Hand oder durch bezahlte Meuchelmörder, Luft. Viele Reiche haben zu diesem Zwecke ihre besondere Subjekte, gewöhnlich Nachkömmlinge von Indianern, an der Hand, und diese können mit grenzenlosem Leichtsinn Denjenigen morgen aus einem Verstecke heraus erschießen oder unversehens mit einer Faca (ein mehr als 1 Fuß langes zweischneidiges Messer) durchbohren, dessen bester Freund sie heute noch sind, soferne sie dazu Auftrag und Aussicht auf einige Milreis erhalten haben. Noch nach vielen Jahren kann der einst mit oder ohne gerechten Grund Beleidigte auf den Anlaß passen, seine Rache auszuüben. Der Umstand, daß fast kein