Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/31

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beaufsichtigt 12 Maulthiere (eine Lotte), von denen 10 oder 11 belastet sind; die übrigen gehen als Reserve oder Reitthier des Truppiers mit. Ist die Truppe groß, so besteht sie aus vielen (10, 12, 15) solcher Lotten. Einer der Führer ist der Obertruppier.

Die Städte Brasiliens sind, so weit ich sie kennen lernte, hinsichtlich der Straßenrichtungen und der öffentlichen Plätze nach einem regelmäßigen Plane gebaut. Was aber die Häuser anbetrifft, so gibt es selbst in den größten Städten noch manche, die aus einem Flechtwerk von Holz und Rohr mit einer Ausfüllung von gewöhnlicher Erde bestehen; andere haben dicke, aus bloßer zusammengeschlagener Erde bestehende Wände; in den größten Städten gibt es auch steinerne Häuser. In den Städten sowohl als auf dem Lande gibt es noch gar viele einstöckige Wohnungen; in Rio de Janeiro sah ich dagegen auch 3 und 4 stöckige Privatgebäude, welche, da jeder Stock gewöhnlich mindestens 15′ Höhe hat, über die an manchen Orten nahe dabei stehenden 1 stöckigen sehr hoch hinausragen. Gepflasterte Straßen sah ich in den kleinern Landstädten keine, wohl aber, wie schon gesagt, Löcher, Gräben und Gebüsche. Brunnen befinden sich in den kleinern Städten nicht; das Wasser wird in den größern oder kleinern Flüssen, an welche jene gebaut sind, geholt; in diesen wird bei Ermanglung der Brunnen- oder Waschtröge auch gewaschen. Solcher Flüsse hat es in Brasilien viele, und oft findet man in den Seiten der Flußbetten auch Quellen. Das Wasser dieser Quellen kömmt dem selbst sich in der Hitze befindenden Bewohner Brasiliens ziemlich kühl vor; ich habe aber ein paar Male das 80theilige Thermometer in eine der kühlern Quellen gestellt und das eine Mal 18°, das ander Mal 20° Wärme gefunden. An vielen Orten hat das Wasser einen süßlichen Erdgeschmack; an andern Orten ist es davon frei. Ungesund soll es nirgends sein; den Wasserkuren ist der Brasilianer aber feind.

Um endlich die Wohnungen der Kolonisten näher zu schildern, will ich eine Beschreibung der Häuser von Ybicaba, dieser Vergueiroschen Musterkolonie, geben.