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befinden und gleichsam Gebirgsketten bilden, stehen sie da wie hingesäet. Die zwischen ihnen liegenden Thäler, die mitunter selbst zu bedeutender Höhe ansteigen, winden sich nach allen möglichen Richtungen, wie ich es in Europa nirgends gesehen habe. In solchen Gegenden findet sich hauptsächlich der üppigste Urwald. In größerer oder kleinerer Entfernung von solchen Bergpartieen trifft man mitunter auch ziemlich große Flächen an, und da schaut man sich umsonst nach dem dunkeln Walde und nach den sonstigen üppigen Gewächsen eines starktreibenden Bodens um. Nur mageres Gras und Gesträuch bedeckt da die dürre Erde.

Die Straßen von Brasilien sind mit Ausnahme weniger kleiner Strecken sehr schlecht. Fast überall fehlt es am nöthigen Straßenschutt oder Kies. Sie bestehen also nur aus aufgegrabener Erde und werden in der trockenen Zeit durch die sehr vielen Maulthiere, die täglich darüber hin- und hermarschiren, an vielen Orten voll tiefer Löcher und in der Regenzeit von Koth und Wasser so angefüllt, daß die Thiere bis an den Bauch darin waten und, während sie auf drei Füßen stehen, mit dem vierten einen festen Standpunkt suchen müssen. An solchen Stellen ist es am sichersten, dem Thiere ganz freien Zügel zu lassen; es findet am sichersten den bestmöglichen Weg. Bei der oben beschriebenen eigenthümichen Gestaltung der Berge und der dadurch bedingten verschiedenartigsten Windung der Thäler ziehen die Straßen in solchen Gegenden in möglichst gerader Richtung nach dem Ziele hin, steigen also oft ganz steil bergauf und bergab, und an solchen Orten befinden sich manchmal längs durch die Straßen 3, 4 und noch mehr Fuß tiefe und eben so breite Wasserrinnen, die in der Regenzeit entstanden sind. An die Ausbesserung solcher Straßen denkt man im Innern von Brasilien noch nicht. Es ist sogar der Fall, daß, wenn ein großer Baum vom Wind quer über die Straße geworfen wird, man ihn ruhig liegen und die Maulthiere einen Umweg durch das Dickicht machen läßt. Selbst in den Städten des Landes finden sich zuweilen ziemlich tiefe Löcher und Gräben und