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ihm ein Mitglied der Direktion, indem dasselbe die gefüllten Alqueiren abstreicht, zählt und aufschreibt. Das Wegführen des Kaffee’s geschieht durch Neger, die zu diesem Zwecke von Ochsen gezogene, 2rädrige, 50–60 Alqueiren haltende Karren mitbringen, lieber aber nicht mehr denn 30 Alqueiren laden. Die nun folgende Präparation des Kaffee’s, nämlich: das Dörren, Enthülsen, Sortieren u. s. w., wird theils durch die Hände der Neger, theils durch eine auch von Negern geleitete künstliche Maschine vollzogen, und der Kolonist hat sich dafür bei der Rechnung für je 3 seiner Alqueiren Kaffee, welche 1 Arrobe[1] Gewicht geben sollen, 400 Reis[2] von seinem Verdienst abziehen zu lassen. Weiteres über diesen und über andere bereits angeregte Punkte folgt später; vorher aber scheinen mir noch etwelche Erörterungen über andere Verhältnisse nothwendig.

Einigen vorausgegangenen Stellen dieser Beschreibung kann entnommen werden, daß Brasilien kein ebenes oder flaches, sondern vielmehr ein hügeliges und selbst bergiges Land ist. Und dieses ist es, so weit ich es kennen lernte, in ziemlichem Grade. Schon bald hinter Santos, wo der nach der Provinz St. Paulo bestimmte Kolonist gewöhnlich die neue Welt betritt, erhebt sich ein steiles Küstengebirg bis zu der Höhe von ungefähr 2000 Fuß. Obschon nun von da an die Flüsse nicht den kurzen südöstlichen, sondern den langen Weg nach dem Parana nehmen und erst durch diesen dem Meere zueilen, ist doch das Land hinter diesem Gebirge kein tiefes Flachland, sondern im Ganzen vielmehr ein hügeliges Hochland, das bedeutend größere Höhen aufweist, als das Küstengebirg. Diese Höhen gewähren an manchen Orten einen eigenthümlichen Anblick. Anstatt daß sie sich in Reihen


  1. 1 Arroba hat 32 brasilianische Pfunde. Das brasilianische Pfund hat 459 Gramm, kömmt also 29,376 (nicht völlig 292/5) Schweizer-Loth gleich.
  2. 1000 Reis sind ein Milreis, die dortige Einheit. Im alltäglichen Leben gilt ein Milreis 3 Franken; sein gesetzlicher Werth möchte Fr. 2.80 Rp. ziemlich gleich sein.