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des Kaffees. Unmittelbar vor dem Beginne des Kaffeepflückens, der gewöhnlich Ende Mai oder Anfang Juni stattfindet, müssen noch die Plätze unter allen Bäumen mit Krücken rein gemacht werden, damit derjenige Kaffe, der vor dem Pflücken von den Bäumen fällt, nicht verloren geht.

Der nun nöthigen Beschreibung des Pflückens muß noch eine kurze Beschreibung des Kaffees, wie er am Baume aussieht, vorausgehen.

Der Kaffeebaum wird, wie schon gesagt, höchstens 12 Fuß hoch und ist von unten an astreich. Einer der größern Bäume kann, wenn er tüchtig geladen ist, und wenn die Kaffeebohnen noch voll, nicht dürr und zusammengeschrumpft sind, 1 Alqueire und noch mehr Kaffee in der Hülse liefern; wenn man aber durchschnittlich vom Baum ½ Alqueire bekömmt, so ist es viel; es erfordert dazu schöne, gesunde Bäume. Eine reife Kaffebohne sieht einer schönen, braunrothen, mittelgroßen Kirsche ganz gleich, nur daß sie einen ganz kurzen Stiel hat. 2 Kaffeebohnen, wie man sie hier sieht, befinden sich in einer saftigen, doch zähen, ziemlich dicken Hülse von der bezeichneten Farbe und Größe. Fällt aber, nachdem der Kaffee diese Reife erhalten hat, ein tüchtiges, einige Tage lang andauerndes Regenwetter ein (und das ist zuweilen beim Beginne der Pflückzeit der Fall): so fließt der Saft aus der Hülse, und diese schrumpft in eine dünne schwarze Haut zusammen. 3 solcher dürren Bohnen nehmen keinen größeren Raum ein, als wie 2 volle. Da der Kolonist, wie später gezeigt werden wird, nicht die Hälfte des ganzen Reinertrages erhält, wie es vertragsgemäß wäre, sondern sich sein Verdienst nach der Anzahl der von ihm gepflückten Alqueiren Kaffee richtet: so ist es also ein bedeutender Nachtheil des Kolonisten, wenn er den Kaffee erst im dürren Zustande pflücken muß. Diesem Nachtheil könnte ausgewichen werden, wenn der Kaffee gleichmäßig reif würde, wie es z. B. in der Umgegend von Rio de Janeiro der Fall sein soll. Dort, wo das Klima mit seiner durchschnittlich größern und gleichmäßigeren Wärme dem Kaffee zuträglicher