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zwar ist der Unterschied zwischen einem guten und schlechten Kaffeejahr sehr groß. Eine der ältesten deutschen, fleißigen Familien in Ybicaba hat z. B. von den ganz gleichen Bäumen, von welchen sie im Jahre 1854 1450 Alqueiren[1] Kaffee pflückte, im Jahre 1855 nicht viel über 170 Alqueiren erhalten. Mag auch die Differenz nicht überall und nicht immer so groß sein, so ist sie doch eine große, und ich glaube nach Allem, was ich gehört und selbst beobachtet habe, nicht zu viel zu thun, wenn ich sage, daß der gleiche Baum in einem geringen Kaffeejahre kaum einen Viertheil so viel trage, als in einem guten. Arbeit erfordert der Kaffee ziemlich viel. Sind die Bäume nicht zu enge in einander gesetzt, so trifft es auf einen jeden einen Raum von 144 ☐′. Das in diesen Räumen stehende Gehölz und Gras sollte nun alljährlich mindestens 3 mal umgehackt, überhaupt die ganze Pflanzung möglichst rein gehalten, auch das Gras und Gesträuch an die Bäume hingezogen und mit etwas Erde bedeckt werden. Das erstmalige Durchhacken beginnt unmittelbar nach Beendigung des Kaffeepflückens und nach der Bestellung der Pflanzfelder und erfordert starke Anstrengung und lange Zeit, weil seit dem letztvorausgegangenen Reinigen des Kaffee’s (während der 4–6 Monate dauernden Pflückzeit und während dem Anpflanzen) ein oft mehr als mannshohes Gras und Gehölz aufgewachsen ist, und weil eine arbeitsfähige Person (etwa vom 14ten Jahre an) ungefähr 1000 Bäume, also bei richtiger Distanz der Bäume einen Flächenraum von 144,000 ☐′ zu reinigen hat. Das zweitmalige Hacken folgt möglichst schnell dem Reiniger der Pflanzfelder (Mais, Reis etc.), und das drittmalige wird, je nachdem man es dann voreinander richten kann, entweder vor, während oder nach den oben beschriebenen Erntegeschäften vorgenommen. Bei manchen Kolonisten fällt das zweit- und drittmalige Hacken in eines zusammen, aber zum Nachtheil


  1. Laut Gesetz soll der Alqueiro gleich 40 Litre, mithin gleich 2⅔ neue Schweizerviertel (à 15 Litre) sein.