Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/210

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ein vornehmer Brasilianer hat mir unmittelbar vor meiner Abreise von Brasilien gesagt: „Ich bin ein Brasilianer und sollte als solcher darauf hinarbeiten, daß die Einwanderung tüchtig von Statten ginge. Aber die Leute werden dadurch sehr unglücklich, und so lange die Kolonisationsverhältnisse nicht gründlich zu Gunsten der Kolonisten geändert werden, arbeiten Sie in Europa so viel wie möglich daran, daß Niemand mehr nach Brasilien wandert.“ Sollten, wenn ein Brasilianer also redet, die Europäer ruhig zusehen, wie ihre Landsleute in Unglück und Sklaverei geführt werden?

Wo aber soll man mit den schon in Brasilien leidenden Kolonisten hin? Ich habe zu sehr erfahren, wie wenig den guten Briefen, Berichten und Schilderungen dieser oder jener Auswanderungsunternehmungen zu trauen sei, als daß ich mir einen bestimmten diesfallsigen Antrag erlaubte; ich wage kaum, ein Unternehmen zu nennen, über welches ich von mehrern tüchtigen Männern (nicht Agenten) die am meisten Zutrauen weckenden Aeußerungen gehört habe, das überdies von einem Beauftragen der hohen Regierung des Kantons Bern schon untersucht und von demselben als ein empfehlenswerthes dargestellt worden ist; es ist dies Santa Fé in der Argentinischen Republik, dem südwestlichen Nachbarstaate Brasiliens. Sollte eine fernere gründliche Untersuchung dieser Kolonie das, was ich über dieselbe schon vernommen habe, bestätigen, und sollte der betreffende Staat so weit entgegen kommen, daß dort für die fraglichen Kolonisten Brasiliens und für allenfallsige spätere Auswanderer eine Heimath mit den erforderlichen kirchlichen und bürgerlichen Rechten und Einrichtungen zu Stande gebracht werden könnte: so wären dann folgende dort vorhandene Vortheile auch nicht außer Acht zu lassen: Ein kühleres, noch gesünderes Klima, als es selbst der beste Theil von Brasilien, die südlichste Gegend dieses Landes, hat; ferners ein fruchtbarer, ebener, von keinen Bäumen und Gesträuchen bewachsener Boden, der leicht zu urbarisiren ist, die Anwendung des Pfluges zuläßt und zudem zur Hervorbringung von europäischen Lebensmitteln, die den