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mit Europäern ein völliges Ende machte. Man könnte auch sagen, daß, wenn Brasilien so viel Geld hat, um Betrüger zu besolden, so soll es auch den hierseitigen Gemeinden ihre an die Auswanderer gemachten Vorschüsse auszahlen, um so mehr, da sich durch eine genaue Abrechnung, wobei das Kommissionsgeld, die zu hohe Reduktion der hiesigen Münzen, die ungerechten Zinse, die zu hohen Preise der Faßwaren und die viel zu kleine Kaffeebezahlung die gehörige Berücksichtigung fänden, herausstellen würde, daß die Kolonisten ihre Schulden, im Ganzen genommen, mehr als abbezahlt hätten. Sollte Brasilien es sich einfallen lassen, derartige Schritte durch Waffengewalt verhindern zu wollen, so darf ich, vorausgesetzt, daß das brasilianische Militär im Ganzen demjenigen zu vergleichen sei, das ich sah, sagen, daß diese Waffengewalt nicht im Geringsten in Anschlag zu nehmen wäre, oder daß, um mit Herrn Kerst zu reden, Brasilien den hiebei betheiligten Mächten „Nichts entgegen zu stellen vermöchte, als eine Hand voll feiges, halbverhungertes Gesindel.“ Ob dieses, wie Herr Kerst weiter sagt, „in jeder Beziehung tief unter den indischen Sepoys steht“, kann ich nicht sagen, weil ich diese Letztern nicht kenne.

Ich versichere feierlich, daß nicht Rachsucht über mir zu Theil gewordene Unbilden, sondern purer Gerechtigkeitssinn und Liebe zu den Kolonisten mich zu einem solchen Antrag treibt.

Man hält es für Pflicht, auf Unterdrückung der alten, eigentlichen Sklaverei zu dringen; ist es nicht eine noch größere Pflicht, auf Befreiung Derjenigen zu dringen, die durch solche schmähliche Betrügereien in eine neue Sklaverei geführt wurden, anstatt das ihnen in Aussicht gestellte Glück finden zu können? Und ist es nicht auch heilige Pflicht, solchen Betrügereien ein Ende zu machen und Sorge zu tragen, daß nicht noch mehr Leute betrogen und in Unglück geführt werden können?[1]


  1. Daß diese Betrügereien noch immer vorwärts gehen, beweist der Umstand, daß erst neulich 520 Tiroler trotz der mit Opfern verbundenen schriftlichen Warnungen des Herrn S. Benedict, in Genua die Reise nach Brasilien angetreten haben.