Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/197

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nach einem zwar kurzen, aber herzlichen und rührenden Abschiede von den Meinen und von den meisten vor meinem Hause versammelten Kolonisten trat ich, ausgestattet mit dem oben genannten treuen Begleiter, mit den genannten und noch andern Schriften, mit dem erforderlichen Reisegeld und mit einem guten Reitthier, am 10. März Abends ½10 Uhr beim hellsten Mondschein meine schwere Reise an, kam am Vormittage des 16. gesund und wohlbehalten nach Santos, mußte dort bis am Morgen des 19. auf den Abgang des ersten Dampfschiffes, „Parahybuna“ genannt, warten und erreichte mit demselben am Abend des 20. März Brasiliens Hauptstadt, Rio de Janeiro. Meine Familie, die am 15. März mit einem Vergueiro’schen Truppe, begleitet von einem Thüringer, verreiste, und zur Reise nach Santos 16 Tage brauchte, kam am 2. April gesund und wohlbehalten nach Rio de Janeiro. Von dort an konnten wir aber die Weiterreise nicht sogleich antreten. Herr General-Konsul David, welcher durch den mir mitgegebenen Brief des Hrn. Dr. Heußer an meine mündliche Berichterstattung gewiesen wurde, und der, nachdem ich ihm die Verhältnisse der Kolonieen geschildert hatte, diese Angelegenheit weiters kräftig betreiben wollte, sagte, daß ich ihm zu diesem Zwecke noch an die Hand gehen müsse. So hatte ich mit den Meinen bis am 27. Mai in jener Stadt zu verbleiben und fand unterdessen vielfache Gelegenheit, mein den Kolonisten gegebenes Versprechen zu erfüllen. Herr David gab mir am Ende mündlich und in 2 offenen Empfehlungsschreiben das Zeugniß, die Enthüllung des schändlichen Treibens der Herren der Kolonieen und die hoffentlich nun eintretende Hilfe für die Kolonisten sei mir zu verdanken. Während jenes Aufenthaltes in Rio de Janeiro fand ich aber auch vielfache Gelegenheit, Proben der sehr ins Große gehenden Gutthätigkeit, des löblichen Edelsinns der dortigen Schweizerherren[1] zu sehen. In dem Hause,


  1. Es besteht in Rio auch eine deutsche Hilfsgesellschaft für Hilfsbedürftige aus ihren Vaterländern. Mit dieser bin ich aber nicht bekannt geworden.