Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/195

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vergueiro gerade der schlimmste sei, weil er sich den Schein des Guten in solcher Weise geben will? Wer kann es auch den armen Kolonisten verargen, daß sie am 9. März 1857 nur sehr ungerne zu den ihnen vorgelegten Abkommnißbestimmungen und nur unter der Bedingung, daß Herr Kanzler Diethelm Oberdirektor werde, „ja“ gesagt haben? Wer kann es ihnen verargen, daß sie, wenn sich dazu irgend wie eine Möglichkeit gezeigt hätte, viel lieber aus allem und jedem Verkehr mit dem Hause Vergueiro heraus und auf Staatsländereien übergetreten wären? Wer begreift es auch nicht, daß ich, wie bald geschehen wird, auf dieses Ziel mit aller Kraft dringe, um so mehr, da aus jenem Abkommniß sehr wahrscheinlich Nichts geworden ist? Denn Herr Diethelm wurde nicht Oberdirektor, und das war die Hauptbedingung der Kolonisten, unter welcher sie auf diesen Gegenstand eintraten. – Nun folge noch etwas Geschichtliches.

Unmittelbar nach der Zeit, da mein Weggehen beschlossen wurde, glaubten die Kolonisten mit mir, daß meine Abreise etwa nach einigen Wochen erfolgen werde, und sie beriethen sich miteinander, was zu machen sei, daß ich sicher aus dem Lande hinauskomme. Aber am folgenden Morgen, den 10. März, etwa um ½10 Uhr kamen die Herren Dr. Heußer und Kanzler Diethelm in mein Haus und sagten, daß ich sogleich, noch an diesem Abende, ehe Etwas von meinem Weggehen ruchbar werde, verreisen und möglichst schnell und heimlich, mit Verschweigung meines Namens, nach Rio de Janeiro zu kommen trachten müsse. Sie wollen mir am Abend das bis dorthin erforderliche Reisegeld sammt den nöthigen Schriften und Briefen bringen, mir für einen treuen Begleiter, für ein gutes Reitthier und auch dafür sorgen, daß meine Familie, die ich, um nicht verhindert und nicht verrathen zu werden, nicht mitnehmen könne, möglichst schnell und sicher nachzufolgen im Stande sei. Das war, obschon ich an der Erfüllung des Versprechens dieser Männer nicht im geringsten zu zweifeln hatte, von allem Schweren, das