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von 3 Alqueiren zu 1 Arroba, die Theuerung der Lebensmittel auf der Fazenda u. s. w., an den Herrn Präsidenten der Provinz berichtet und demselben auch mitgetheilt hat, daß das Unrecht auf Seite der Herren liege, und daß diese zu einem Aufstande geneigter wären, als die Kolonisten. Dieser Herr Lieutenant hat dann auch dem Einsperren solcher Kolonisten, welche ohne schriftliche Bewilligung nach Limeira gingen, ein Ende gemacht und überhaupt deutlich gezeigt, daß er ziemlich klare Einsicht in die Kolonisationsverhältnisse gewonnen habe und Gerechtigkeitsliebe besitze.

Auch viele andere Herren in Limeira und anderwärts erkannten nach und nach, wie wir behandelt werden, drückten ihre große Verwunderung über die Handlungsweise des Hauses Vergueiro, namentlich auch darüber aus, daß es so wenig für den Kaffee bezahle und 3 Alqueiren auf 1 Arroba verlange, billigten unser Begehren und ermahnten uns, an unserm Vorhaben fest zu halten, Herr Vergueiro möge uns auch noch so glänzende Versprechungen machen. Solche Ermahnungen kamen auch besonders von vielen näher und ferner wohnenden Deutschen (nicht Kolonisten, sondern frei und selbstständig Niedergelassenen) her, von denen manche sich fortwährend als gute Freunde gegen uns bewiesen, etwelche aber auch unsere Verräther wurden.


    Bote nach der Kolonie geritten sein und gesagt haben, er müsse zu mir. Ich sah ihn aber nie; er mußte zuerst zum Direktor Jonas. Ich bekam auch nie Etwas von diesem Briefe zu sehen. Daß er aber doch nach der Fazenda gekommen sei, muß ich um so eher annehmen, als Albrecht Blasi Bühler, Ladendiener in einem Hause zu Limeira, ehe er etwas Weiteres von dem Schicksal meines Briefes wußte, einem Kolonisten von Ybicaba erzählte, er habe in den Händen des Fazenda-Boten einen an mich adressirten, zerrissenen Brief gesehen, und als er noch später zu der Wahrheit dieser seiner Erzählung stand, – Einige Tage nach diesem Vorfalle mit meinem Briefe soll Herr Luiz Vergueiro dem Posthalter in Limeira den Befehl ertheilt haben, alle Briefe, die an Kolonisten kommen, ihm zuzuschicken und den Adressaten, auch wenn diese selbst auf die Post kommen, nicht zu übergeben. Etwas später soll aber Herr Vergueiro diese Verordnung selbst wieder aufgehoben haben, und was sonst noch geschehen ist, weiß ich nicht; der Posthalter soll später nicht mehr recht zu seinen frühern Worten gestanden sein.