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ich vorher allein und im Geheimen that, Nichts rechnen will, als der erste Anfang der Erhebung der Kolonisten angesehen werden, ein Anfang, aus dem deutlich genug ersehen werden kann, wie wenig ich die Kolonisten von jeher aufgewiegelt habe. Sie trauten mir noch nicht recht und ich ihnen nicht.

Am späten Abend des 24. Septembers kam Freund Schlittler mit seinem Bruder Heinrich Schlittler, mit Kaspar Märki und mit Philipp Zumkeller, denen sich einige Tage später auch Ulrich Ryffel anschloß, in mein Haus. Wir Alle vereinigten uns unter Ablegung eines feierlichen, an Eidesstatt gegebenen Handgelübdes dahin, im Vertrauen auf Gott und mit der Bitte um seine Hilfe gemeinschaftlich und mit allen Kräften an einem rechtmäßigen, gesetzlichen Wege zu suchen, auf welchem es uns und andern ordentlichen Leuten möglich werden könnte, aus den gegenwärtigen traurigen Umständen hinaus und in bessere hinein kommen zu können. Unter die uns auf diese Weise auferlegten Verpflichtungen nahmen wir auch diejenige der völligsten Verschwiegenheit und des treusten Zusammenhaltens nach dem Grundsatze: „Einer für Alle, und Alle für Einen!“ auf.

Bei der darauf folgenden Berathung fanden wir das als das Zweckdienlichste, daß wir uns schriftlich an das schweizerische General-Konsulat in Rio de Janeiro und durch dasselbe an die weitern Behörden wenden, welche Fug und Recht besitzen, uns zum Ziele zu helfen. Zu diesen Behörden zählten wir ganz besonders die kaiserliche Regierung Brasiliens, zu welcher wir aus den oben angegebenen Gründen auch das größeste Zutrauen hatten.

Zuerst fertigten wir ein Schreiben an den Herrn General-Konsul David in Rio de Janeiro aus, das wir dann aber nicht versandten, an dessen Stelle wir hingegen bis zum 15. Oktob. einen Statutenentwurf zur Bildung einer deutschen Kolonie auf Staatsboden in der Provinz Rio grande do Sul, Brasilien, ausfertigten und mit einem großen Begleitschreiben, in welchem wir dringend um Hilfe und eine gehörige