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den an seine Stelle getretenen Jammerbrief hervorgerufen hätte.

Von Rio de Janeiro bekam ich eine Antwort, die mich zwar an dem edeln Sinne der dortigen Schweizerherren keineswegs zweifeln ließ, mir aber doch deutlich zeigte, daß unter ihnen die beste Meinung über das Vergueiro’sche Kolonisationssystem herrschte, daß ich also vor Allem aus darauf bedacht sein müsse, diese Herren zu überzeugen, daß es auf den Kolonieen schlimm aussehe, und das war nichts Leichtes. Keiner der Herren kannte mich, und von allen Seiten hörten sie nur Gutes über die fraglichen Kolonieen; wie konnten sie anders als Zweifel in meine Mittheilungen setzen? Doch unsere Herren auf der Kolonie gaben mir ein sehr gutes Mittel an die Hand, die Freunde in Rio von der Richtigkeit meiner Berichte einigermaßen zu überzeugen. Die Antwort, welcher ich das so eben Mitgetheilte entnehmen konnte, erhielt ich ganz aufgerissen. Am 26. April 1856 brachte Herr Unterdirektor Heinrich Schmid mir dieses Schreiben in dem genannten Zustande unter Anbringung folgender Entschuldigung: „Herr Davatz, ich muß um Entschuldigung bitten. Es sind da mehrere Briefe, auch einer an Sie, gekommen, und den habe ich aus Versehen aufgerissen. Gelesen habe ich ihn nicht, das kann ich Sie versichern; ich habe ja Nichts darnach zu fragen, was Sie für Korrespondenzen führen.“ Ohne ein Wort auf diese Entschuldigung zu verlieren, nahm ich aus seiner Hand den geöffneten Brief, dessen Hauptinhalt oben schon gegeben ist. Als Mittel, den Freunden in Rio de Janeiro nach und nach zu zeigen, wie die Sachen auf den Kolonieen stehen, beschrieb ich meinem Korrespondenten, Herrn Gustav Lutz, den Zustand seines Schreibens, in welchem ich es erhielt, fügte auch die obige Entschuldigung bei, ohne aber zu entscheiden, ob diese Entschuldigung wahr sei, oder ob die Meinung vieler Kolonisten, daß nämlich ihre Briefe frevlerischer Weise geöffnet und gelesen werden, in diesem Vorfalle eine Bestätigung finde. Daß ein Kolonist wisse, Herr Unterdirektor