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I.
Vorläufige nöthige Erklärungen verschiedener brasilianischer Zustände.

Wenn ich in der Ueberschrift dieses ersten Theiles Erklärungen verschiedener brasiliansicher Zustände zu geben verspreche, so habe ich damit nicht ganz Brasilien im Auge, sondern hauptsächlich nur die Provinz St. Paulo, wo die Kolonien des durch Hern Senator de Campos Vergueiro ins Leben geufenen Halbpachtsystems liegen. Einerseits verbietet es der Zweck meiner Schrift, die Grenzen dieser Provinz zu sehr zu überschreiten, und anderseits wohnte ich während meines Aufenthaltes in Brasilien nur wenig außerhalb dieser Provinz, so daß ich von andern Provinzen nicht aus eigener Anschauung reden könnte. Wer sich Kentnisse über das ganze Land verschaffen will, der muß größere, gediegene Werke zur Hand nehmen.

Für denjenigen, der noch nicht wissen sollte, daß die Gegend von Brasilien, von der ich spreche, ungefähr unter dem 22sten Grade südlicher Breite liegt, der auch Nichts weiß von den durch diese Lage bedingten, von den hiesigen ganz abweichenden Erscheinungen in Hinsicht auf Jahreszeiten, Wärme und Kälte etc., muß ich bemerken, daß dort Sommer ist, während hier Winter, dort Herbst, während hier Frühling u. s. f., daß dort Winter nicht durch Schnee und Eis, sondern gewöhnlich durch schönes, helles Wetter sich auszeichnet, die Natur auch nie sich in einen Schlaf legt, sondern fortwährend, jedoch im Sommer viel stärker als in den übrigen Jahreszeiten, treibt. Die Zeit vor und nach dem Neujahr (Dezember, Januar, Februar, theilweise auch der März) ist dort die heißeste. Diese Monate bilden die Regenzeit,