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wurde; kurz man schien in mich ziemliche Hoffnung zu setzen und mich höher zu achten, als die andern Kolonisten. Geld oder Nachlaß meiner Schuld, womit man allenfalls auf einen günstigen Bericht hätte hinarbeiten wollen, hat man mir aber nie angetragen.

Zum Antritte der Schule brachte ich es damals nicht. Es befiel mich ein Schleimfieber, welches etwa 12 Wochen dauerte, und nach dieser Krankheit gab es andere Gründe, welche der Eröffnung der Schule im Wege standen. Bald nach Neujahr 1856 nämlich, nachdem ich mich von meiner Krankheit so weit erholt hatte, daß ich meiner Instruktion ein Genüge leisten zu können glaubte, faßte ich einen 4 große Postbogen füllenden Bericht über die dortigen Verhältnisse ab, und dieser Bericht schleuderte mich plötzlich aus großer Gunst in die fürchterlichste Ungunst. Das Nähere darüber folgt bald.

Bei der Abfassung des Berichtes schaute ich möglichst gewissenhaft zu handeln und die Verhältnisse treu darzustellen. Dennoch aber finde ich, wenn ich diesen Bericht jetzt genau durchlese, daß sich manche Irrthümer darin finden, daß manches Schlimme entweder gar nicht oder nur zum Theil geschildert, Anderes vielleicht auch in etwas zu grellen Farben aufgetragen wurde. Einerseits das große Zutrauen in die dortigen Zustände und anderseits die vielen dort üblichen Verbergungs- und Täuschungskünste haben es mir unmöglich gemacht, die Kolonieverhältnisse alle richtig zu erkennen und zu schildern. Im ernstlichen Bestreben, keine falschen Ansichten über die Kolonieen nach Graubünden zu verbreiten, übergab ich meinen Bericht dem mich damals behandelnden Arzte, dem Herrn Dr. Gattiker[1], und bat ihn, er möchte mir denselben genau prüfen und mich auf jede Unrichtigkeit, die er darin finde, aufmerksam machen, damit ich sie streichen oder verbessern könne. Er versprach mir, dieses zu thun, und


  1. Ich würde, wie ich es früher gethan habe, den Namen dieses Mannes verschweigen, wenn er von Andern nicht schon öffentlich genannt worden wäre.