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einen Andern einen gutlautenden Brief schreiben ließ. Der von ihm selbst geschriebene Brief kam, so viel ich weiß, nicht nach Europa, der andere hingegen wohl; ja Stellen dieses Letztern fanden sogar den Weg in öffentliche Blätter und Broschüren. Einem andern ältern Kolonisten gelang es, einen schlimm lautenden, ziemlich getreuen Bericht nach Haus zu senden. Später soll er (ich erzähle dies und das Vorherige, wie ich es von einem glaubwürdigen Manne mehrmals erzählen hörte) vom Direktor auch einen Verweis erhalten haben, und die übrigen Kolonisten sollen gefragt worden sein, ob einzelne, aus dem Zusammenhang herausgerissene Stellen des versandten Briefes, z. B. die Kolonisten seien Sklaven, nicht erlogen seien; eine Frage, welche natürlich nach Wunsch des Direktors beantwortet wurde. Ob diese Antwort als ein Zeugniß in Europa bekannt wurde, kann ich nicht sagen; es ist aber wahrscheinlich.

Aus welchen Gründen endlich der ehemalige Herr General-Konsul Perret-Gentil so schöne Berichte ausfertigte, weiß ich nicht. Das aber ist jedenfalls richtig, daß seine Berichte auf die Kolonisten ein solch günstiges Licht werfen, wie sie es, zum mindesten gesagt, nicht im geringsten verdienen, daß sie bedeutende Uebelstände nicht rügen und dagegen Vorzüge aufführen, die entweder gar nicht, oder nicht in dem Grade vorhanden sind, wie man aus seinen Berichten schließen möchte, falls dieselben in gewissen Auswanderungsschriften treu gegeben sind. Auch das ist wahr, daß er vor Herrn Dr. Heußers Ankunft in Ybicaba über manche Fehler und Gebrechen des Kolonisationswesens sein großes Erstaunen zu erkennen gegeben hat, sollte er nun, wie fast zu erwarten steht, aufs Neue einen günstigen Bericht vom Stapel laufen lassen.

Das sind die Federn, womit das Kolonisationswesen in jener Provinz so sehr geschmückt wurde.

Daß die Beauftragten des Hauses Vergueiro, die Agenten, Expedienten und die ihnen zur Seite stehenden Redaktionen von Auswanderungszeitungen und andern dieses Fach beschlagenden Schriften die Zustände der Kolonieen alle gekannt