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Pilz, daß er sich oben am Dache verfängt, so vermag ihn keine Dampfkraft wieder heraufzuwinden, denn der Stengel bricht, obgleich er nur so stark wie ein Männerschenkel ist, nicht ab; viel eher reißt die Eisenkette oder könnte der Dampfer sich selbst hinabziehen. Ist der Korallenpilz aber für den Taucher zu tief, so ist der Anker verloren.

Richard that wirklich ein gutes Werk, indem er einmal die Explosion einer Dynamitpatrone hier unten an einem dieser Pilze probieren wollte und zu diesem Zwecke eine solche in eine kleine Höhlung des Stammes schob, den Leitungsdraht daranlegte und einen elektrischen Funken in die Patrone springen ließ. Er blieb übrigens ruhig dicht daneben stehen, denn daß für ihn bei dieser Sprengung keine Gefahr vorhanden war, wußte er schon als erfahrener Ingenieur, der sich mit Experimenten unter Wasser vielfach beschäftigt hatte.

Kaum war die Explosion erfolgt, so brach der Stamm ab, der Pilz fiel langsam um, ein paar große Gasblasen stiegen in die Höhe, das war aber auch alles. Keine Detonation, keine Wassererschütterung, nichts von alledem erfolgt. Und doch war die Explosion hier unten ganz die gleiche wie oben, nur daß die Begleiterscheinungen derselben fehlten.

Da tauchte in der Dämmerung außerhalb des helleren Sehkreises plötzlich etwas Großes auf und zunächst wurden zwei unheimlich starre Augen, dann ein fürchterliches Gebiß sichtbar. Ah, da näherte sich also schon das erste Abenteuer in Gestalt eines riesigen Haifisches!

Richards Nerven begannen zu zittern, als die Hyäne des Meeres direkt auf ihn zuschwamm. Furcht aber war es nicht, die ihn erfüllte, sondern nur Spannung, und ruhig löste er die lange Pistole vom Gürtel, die ja eine weit furchtbarere Waffe war, als dieser von spitzen Zähnen starrende Rachen des Haifisches der jetzt langsam ohne Flossenbewegung herantrieb und direkt vor Richard stehen blieb, um mit den phosphorescierenden Augen durch das Fenster dem Knaben ins Gesicht zu starren. Kein erfahrener Taucher fürchtet

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)