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respektable Tiefe. Ein fünfstöckiges Haus ist ungefähr 20 Meter hoch. Man denke sich zwei solche, doch bereits sehr hohe Häuser übereinander, und man kann sich ungefähr ein Bild machen, in welcher Tiefe unter dem Meeresspiegel sich der Taucher befindet und arbeitet.

Richard aber hatte das Problem des widerstandsfähigen Taucheranzuges gelöst, obgleich dieser auch bei ihm nur aus einem ganz geschmeidigen Stoffe bestand. Je tiefer er stieg, desto mehr nahm, konstant mit dem größeren Drucke, die Widerstandsfähigkeit zu. Dasselbe galt von dem Glockenhelme. Und da auch seine Hände mit Handschuhen aus diesem Stoffe bedeckt waren, gab es für ihn überhaupt keine unerreichbare Tiefe. Wir würden gern noch mehr von seiner wunderbaren Erfindung erzählen, aber Richard hielt dieselbe so geheim, daß er sie nicht einmal als Patent angemeldet hatte. Daher dürfen wir sein Geheimnis auch nicht verraten.




Auf dem Meeresboden.

Schwerfällig, die mit Blei belasteten Füße nach sich schleifend, schleppte sich Richard über die Plattform bis an den Rand und ließ sich dort, von der Vollkommenheit seines Kostümes überzeugt, ins Wasser plumpsen.

Jetzt war er in seinem Element, und so, wie augenblicklich ihm, mochte einem Vogel zu Mute sein, dem die Schwungfedern verschnitten sind und dem sie nun durch ein Zauberwort plötzlich wieder nachwachsen, daß er sich in die Lüfte schwingen kann. Jedes Gefühl von Schwere war verschwunden, mit Leichtigkeit konnte Richard, während er immer tiefer sank, seine Füße heben. Der Luftapparat funktionierte tadellos. Richard fühlte nichts von einem zunehmenden Drucke, spürte kein Sausen in den Ohren. Plötzlich bremste er seinen Fall, indem er sein Kostüm, das ihm zugleich gewissermaßen

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)