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Das Geheimnis des Meeres.

Sie schritten durch mehrere Gänge, deren Wände aus glatten, ungefügten Steinen bestanden, und traten in ein Kämmerchen. Da kam es Richard plötzlich vor, als verlöre er den Boden unter den Füßen – als befände er sich in einem Fahrstuhle, und es ginge in die Tiefe; dann kam noch ein Gang, diesmal aber ein luxuriös ausgestatteter Korridor, in dem die elektrischen Lampen von kostbaren Statuen gehalten wurden, und nach einer abermaligen Fahrt in die Tiefe sah Richard sich in einem freundlichen Wohnzimmer und wurde bedeutet, daß er hier warten solle, bis er vor den Meister geführt werden würde.

„Hast Du vielleicht Appetit?“ fragte der alte Mann.

„Größer als mein Appetit ist mein Wissenshunger.“

„Du wirst vom Meister alles erfahren. Doch mit leerem Magen ist man nur ein halber Mensch.“

Das war sehr freundlich und vernünftig gesprochen.

„Ja denn, ein Abendbrot wäre mir recht lieb,“ lachte Richard.

„In fünf Minuten wird es auf dem Tische stehen.“

Der Mann trat nun auf eine gekennzeichnete Platte in der Ecke und verschwand in einer Versenkung, die sich augenblicklich wieder über seinem Kopfe schloß.

Richard sah sich um. Es war ein in deutschem Geschmack gut möbliertes Wohnzimmer, etwa eine sogenannte gute Stube, in der er sich befand, nur daß der Ofen und auch Thüren und Fenster darin fehlten. Für Licht sorgte eine Ampel an der Decke, für Luftzufuhr einige Vergitterungen.

Noch suchte Richard nach einem Knopfe oder Hebel, der den Mechanismus des Fahrstuhles in Bewegung setzte, als es hinter ihm ein paarmal knackte. Rasch drehte er sich um und sah auf dem Tische, der mit keiner Decke belegt war, plötzlich einige Teller stehen. Bald erschienen noch mehr und

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)