Seite:Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde.pdf/11

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er konnte sich an den Vorsprüngen wieder hinaufschnellen, oder aber er füllte den Taucheranzug einfach mit Luft und trieb dann von ganz allein, so lange und so schnell, als es ihm beliebte, hinauf.

Mit der zunehmenden Tiefe verminderte sich auch die Helligkeit, bis bei einhundertundfünfzig Metern das Tageslicht gar keine Wirkung mehr ausübte. Richard drückte nun an einen Knopf seines Gürtels und dieser Gürtel selbst, der mit lauter kleinen Bogenlämpchen besetzt war, strahlte ein intensiv weißes Licht aus, welches einen hellen Kreis von circa zwanzig Metern Durchmesser bildete, sodaß nun, da am Taucherhelme gleichfalls eine elektrische Lichtquelle angebracht war, auch die Gegend nach oben hin erleuchtet wurde. Wollte sich Richard aber weitere Fernsichten verschaffen, so ließ er die Blendlaterne wirken.

In einer Tiefe von etwa zweihundert Metern erreichte er eine Ebene. Sehr hoch war das Gebirge, auf dem er sich befand, also nicht, wenngleich es in seiner wilden Zerklüftung auch nicht einem Hügellande glich und so eher zu vermuten war, daß diese Ebene nur ein Hochplateau bildete.

Unterdessen hatte sich die Tier- und Pflanzenwelt immer mehr verändert. Jede Region von nur wenigen Metern hatte immer ihre bestimmte Vegetation. Bei den Tieren waren die Grenzen natürlich nicht so genau geregelt. An der Erdatmosphäre wurden diese Veränderungen durch die auf der verschiedenen Höhe und Tiefe beruhenden Temperaturunterschiede bedingt. Hier war es der Wasserdruck, der die Grenzen vorschrieb, und dieser änderte sich schon bei einigen Metern gewaltig. Endlich hörte die Korallenformation auf. Der platte, auch durch Risse unterbrochene Boden war mit zahllosen Muschelschalen bedeckt, und Muscheln lebten auf ihm, während die Pflanzenwelt nur noch aus einem moosähnlichen Gewächs und an manchen Stellen aus Gras bestand, das ganze Wiesen bildete. Dazwischen sah Richard auch Blumen, doch ohne alle Farbe. Hier gab es kleine Fische, die sämtlich

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)