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unreine Geister zusammen mit Täuflingen ins Wasser steigen und so mit dem Menschen des Siegels teilhaftig und dadurch unausrottbar werden, so ist damit ein Grund gegeben, warum sich mit der Freude Furcht verbindet, daß er allein und reinen Herzens ins Taufbad steigt.“[1] Das Euchologion des ägyptischen Bischofs Serapion von Thmuis, das in manchen seiner Teile in die Zeit des Antonius zurückreicht, enthält eine εὐχὴ εἰς ἔλαιον νοσούντων ἢ εἰς ἄρτον ἢ εἰς ὕδωρ. „damit sie für die, welche sich damit salben lassen oder welche diese Dinge genießen, ein Mittel werden zur Vertreibung jeder Krankheit und jeder Schwachheit, zum Gegengift gegen jeden Dämon, zur Vertreibung jedes unreinen Geistes, zum Bannen jedes bösen Geistes, zur Vertreibung jeder Fieberhitze und Fieberkälte usw.“[2] Gehen wir über die Zeit des Einsiedlers Antonius hinaus, so begegnet uns auch da die Auffassung, daß man von den Dämonen jegliche körperliche Belästigung gewärtigen müsse. Makarius der Ägypter, des Antonius Freund, erzählte seinem Jünger Evagrius Pontikus, daß die Dämonen sich verdünnen, im Innern des Mundes ansetzen und dadurch ein unnatürliches Gähnen der Mönche bewirkten. Gemäß alter ehrwürdiger Überlieferung bezeichne man deshalb beim Gähnen den Mund mit dem Kreuze. Auch weiß Evagrius aus eigener Beobachtung zu berichten, daß die Dämonen zuweilen einen ganz unnatürlichen Schlaf über die Mönche bringen, indem sie mit ihrem sehr kalten, eisartigen Leibe sich an die Stirne des Menschen legen, die Kopfwärme zu sich hinüberleiten und so die Augenlider vor Frost und Feuchtigkeit erschlaffen machen.[3] Die altchristliche Überzeugung, daß die Dämonen als ätherische, aber sehr reale Wesen die Luft erfüllen, daß sie im Heidentum als Götter triumphierten[4] und die geschworenen Feinde der Christen sind, genügte, um eine lebhafte Dämonenfurcht in gläubigen Kreisen zu erregen und zu erhalten. Antonius’ Gedanken bewegen sich ganz in dieser Welt. Er befolgt und wiederholt immer aufs neue die Mahnung des Apostels: „Zieht die Rüstung Gottes an, daß ihr stehen könnt wider die Nachstellungen des Teufels. Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die pneumatischen Wesen der Bosheit in den Himmelsräumen.“[5] Der Einsiedler gibt dem Schriftwort folgende Erklärung: „Wir haben gewaltige und sehr listige Gegner … Zahlreich ist also ihre Schar in der Luft um uns, und sie sind nicht weit von uns“ (c. 22). „Wenn sie an solche Leiber gebunden wären, wie wir sind, … dann könnten wir uns vor ihnen verstecken und verborgen halten, indem wir die Türen vor ihnen schlössen. Indes sie sind nicht so; sie können vielmehr bei verschlossenen Türen eindringen und sind in der ganzen Luft, sie und ihr Haupt, der Teufel. Sie sind aber böswillig und darauf aus, zu schaden“ (c. 28). Sie haben im Heidentum insbesondere durch ihre Orakel


  1. Exc. ex Theod. 83, MSG. 9, 696, vgl. Dölger 113.
  2. Wobbermin, Altchristl. Stücke aus d. Kirche Ägyptens. Leipzig 1892, S. 13 f. (TU. XVIII. NF. II, 3b); vgl. Dölger 91.
  3. Evagr. Cap. pract. ad Anat. 56, MSG. 40, 1240. Vgl. Stoffels, Makarius der Ägypter auf den Pfaden der Stoa (Tübinger Quartalschrift 1910, S. 92 f.).
  4. Ps. 96 (95), 5; I. Kor. 10, 14–21; Vita Antonii c. 33. 78. 79.
  5. Eph. 6, 11. 12; vgl. 2, 2: In denen (sc. Sünden) ihr einst gewandelt seid gemäß dem Äon dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht dieser Luft; dazu vita Ant. c. 65, wo berichtet wird, daß der Einsiedler in einer Vision die Tragweite des paulinischen Wortes erschaute.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Stoffels: Die Angriffe der Dämonen auf den Einsiedler Antonius. Ferdiand Schöningh, Paderborn 1910, Seite 811. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Angriffe_der_D%C3%A4monen_auf_den_Einsiedler_Antonius_811.png&oldid=- (Version vom 28.5.2019)