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Singspieles. So oft er dessen in seiner Zeitschrift Erwähnung thut, bekämpft er auch die noch immer verbreitete Ansicht, als ob die deutsche Sprache zur Komposition nicht tauglich sei, wie es schon Scheibe und Marpurg vor ihm gethan hatten.

Gegen die italienische Musik, namentlich gegen die anmassend und gespreizt auftretende Sinfonie, wandte sich Hiller zu wiederholten Malen (Bd. III, S. 108, Anhg. 58). Man kann aber von seinem Ernst in diesem Punkte nicht recht überzeugt sein, wenn man damit die überschwänglichen Lobpreisungen vergleicht, die er auf das Haupt seines erklärten Lieblings Hasse häuft. Wo sich nur eine Gelegenheit bietet, wird dieser „unsterbliche Meister“ als der Höhepunkt deutscher Musik hingestellt und in Gegensatz zu allem Fremdländischen gebracht (Bd. I, S. 326, Bd. III, S. 35, 59 und 108, Anhg. S. 135 ff, Bd. IV, S. l, 52 etc.). Diese Begeisterung für Hasse, nach dessen Oratorien ihn vor allem verlangte (Bd. III, Anhg. S. 156), entsprach so ganz Hillers Vorliebe für das Empfindsame und Rührende in der Musik.

Das vorwiegende Gefühl für den bloss sinnlichen Reiz der Musik liess ihn auch nicht zur rechten Würdigung von Bach, Händel und Gluck kommen, die hinter Hasse und Graun ganz zurücktreten. Er gedenkt der beiden Ersteren freilich mit allem gebührlichen Respekt, aber er hätte ausdrücklicher auf sie hinweisen müssen, wenn er mehr als eine scheue Hochachtung vor ihnen gehabt hätte. Von Seb. Bach heisst es Bd. III, S. 50: „die von ihm verfertigten Kirchenarbeiten machen seinem tiefsinnigen Geiste Ehre und wollen ihren eigenen Liebhaber haben“. Ausser an dieser Stelle wird Bach nur noch (Bd. III, S. 81) einmal und zwar als Klaviermeister erwähnt, der eine neue Epoche des Klavierspielens herbeigeführt habe.

Wie Forkel und andere angesehene kritische Zeitgenossen ist Hiller von Glucks Opernreform gerade nicht begeistert. Er hält die Musik zur „Alceste“ für „nach französischen Leisten in italienischem Geschmack“ verfertigt und wünscht, dass lieber die Partitur von Hasses „Piramo e Tisbe“ als von Glucks Oper gedruckt wäre (Bd. III, Anhg. S. 156).