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Kritische Briefe über die Tonkunst, mit kleinen Clavierstücken und Singoden begleitet von einer musikalischen Gesellschaft in Berlin, bei Fr. Wilh. Birnstiel 1760.“ 4°.

Wöchentlich erschien ein Brief, deren 16 einen Teil bilden; 4 Teile machen einen Band aus. Im ganzen kamen 143 Briefe heraus.

Der erste Band mit 506 Seiten besteht aus 64 Briefen, welche vom 25. Juni 1759 bis zum 6. Sept. 1760 erschienen.

Der II. Band mit 504 Seiten enthält die Briefe 65-128 während der Zeit vom 20. Juni 1761 bis zum 15. Januar 1763.

Der III. Band mit 118 Seiten enthält die Briefe 129-143, während der Zeit vom 11. Juni 1763 bis zum 17. Sept. 1763. Damit ging die Zeitschrift ein. Das Stück kostete einen Groschen. Die „kleinen Klavierstücke und Singoden“ sind nicht regelmässig am Schluss angefügt und verschwinden im II. und III. Band fast ganz. Jeder Brief trägt die Adresse einer Person von „Verdienst, Einsicht und Geschmack“, ohne dass immer eine nähere Beziehung zwischen dem Inhalt des bezüglichen Briefes und der Person des Adressaten zu Tage träte.

Die Mitglieder der musikalischen Gesellschaft, welche die Briefe schreiben, nennen sich mit den fingierten Namen Amisallos, Oikuros, Eysympheriphoros, Neologos und Hypographus.

Marpurg ist der Herausgeber auch dieser Zeitschrift. Seine Thätigkeit als Redakteur ist für die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts von weitreichendster Bedeutung. Nach kleinlichem Klatsch und gleichgültigen Berichten von vorübergehenden Tagesereignissen suchen wir bei ihm vergebens. Er fasste seine Aufgabe als Journalist von einem viel höheren Standpunkte auf. Er wollte vor allem aufklären, Vorurteile verscheuchen, den Blick vom Einzelnen auf das Allgemeine lenken, das Interesse an der historischen Entwickelung der Musik wecken und die Musiker mit Selbstachtung und mit Hochschätzung ihrer Kunst erfüllen. Hierbei unterstützte ihn eine staunenerregende Allgemeinbildung, die noch umfassender und weitreichender war, als bei Mattheson und Scheibe.