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in dem von ihm gewünschten Umfange noch nie ins Leben getreten ist. In der Einrichtung einer Akademie sah Scheibe auch ein Mittel, Stand und Ansehen der Musiker zu heben, denn „wenn kein musikalisches Amt vergeben würde, wenn nicht das Subjectum vorher von der Akademie das Zeugniss erhalten hätte, dass es dazu geschickt und tüchtig wäre: so würde man auch gar bald erfahrne und geschickte Musikanten erhalten und auch den Musikanten selbst ein löblicheres und rühmlicheres Ansehen geben können“. (S. 582.) Die Bezeichnung „Musikant“ gebraucht Scheibe übrigens von den grössten Meistern, jedenfalls um dadurch die verächtliche Bedeutung des Wortes abzuschwächen.

Scheibe bemühte sich stets, auf seine Kollegen einen moralischen Einfluss auszuüben, ihren Ehrgeiz zu wecken und sie zu einem gesitteten und ehrbaren Leben anzuhalten (S. 523 ff.), um so das Vorurteil gegen die verachteten deutschen Musiker zu beseitigen (S. 220).

Neben einem guten Lebenswandel empfahl Scheibe die Beschäftigung mit den Wissenschaften. Von den Komponisten wünschte er eine grössere wissenschaftliche Bildung. Sie brauchten freilich nicht, wie Mizler wollte, durchgebildete Gelehrte zu sein, bevor sie ans Komponieren gingen, sie sollten sich aber eingehender mit der Philosophie beschäftigt, vor allem denken gelernt haben, damit sie sich bei der Komposition nicht nur von dem Wohlklang oder von augenblicklichen Einfällen leiten liessen, sondern das, was sie ausdrücken wollten, mit voller Klarheit und bestimmter Absichtlichkeit im Auge behalten könnten (S. 91, 555).

Von dem von Mizler gepriesenen Nutzen der Mathematik für die Komposition wollte Scheibe nicht viel wissen (S. 29, 651); er berief sich dabei auf die Werke von Bach und Händel, welche ohne mathematische Vorstudien entstanden seien. Auch Mattheson sah in der Mathematik nur „die hurtige Magd, die der Temperatur an die Hand gehen könnte“. (Patriot 56).

Dicht- und Redekunst, meinte Scheibe, könnten wohl der Tonkunst nützlich sein, da sie denselben Zweck hätten wie die Musik, nämlich „sinnreiche Nachahmung der Natur“ (S. 266, 554,