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besten Weise.“ Die Beweisführung nach Citaten der Bibel ist nicht in einer zusammenhängenden Abhandlung dargestellt, sondern zieht sich, durch vielfache Exkurse und andere Artikel unterbrochen, durch alle 43 Betrachtungen, wodurch das Verständnis für die Deduktion einigermassen erschwert wird. Veranlassung zu diesen Abschweifungen findet Mattheson vielfach da, wo Vergleichungen altisraelitischer Verhältnisse mit modernen zu einer Kritik der letzteren herausfordern, manchmal freilich finden sich auch Exkurse neben dem Hauptthema ohne inneren Zusammenhang. Diese Abschweifungen haben für uns das Gute, dass wir durch sie manche interessante musikhistorische Nachrichten erhalten. So finden wir z. B. in der VII. Betrachtung Mitteilungen über Hamburger Musikverhältnisse. An weltlichen Musikern habe Hamburg keinen Mangel, 50 sogenannte Meister, Laquaien ungerechnet, unterrichteten in Klavier. Im Ganzen gebe es 150 Musiklehrer in Hamburg. Aber um die Kirchenmusik sei es schlecht bestellt, namentlich fehle es an Sängern. „17 Kirchen haben fünf bis sechs Vokalisten. In andern grossen Städten, als da sind Breslau, Berlin, Braunschweig, hat fast jede Kirche ihren eigenen Cantorem, samt zugehörigen Adjuvanten. Hier soll es einer thun, mit einerley Leuten. Da dann manche Hauptkirche offt in sieben Wochen, die Filialen und Hospitäler aber kaum einmahl im Jahr Music haben.“

In der III. Betrachtung erhalten wir einige Mitteilungen über die traurigen Gehaltsverhältnisse der evangelischen Kirchenmusiker. Ein gewisser Kantor bekomme im Jahre kaum 24 Reichsthaler, ein anderer in einer grossen Stadt bekomme für Privatstunden in Musik quartaliter acht Gutegroschen. Dass bei solchen Zuständen das Ansehen von Musik und Musikern noch mehr sinke, sei begreiflich.

Mit Beziehung auf Bibelstellen, welche bewiesen, dass die Juden auch bei traurigen Anlässen musiziert hätten, tadelt Mattheson zu wiederholten Malen (10. 32. u. 35. Betr.) die Gepflogenheit, an Busstagen ohne Orgel zu singen, oder bei Todesfällen von Fürstlichkeiten alle Musik manchmal sechs Monate lang zu unterlassen. Auch Scheibe (Kritischer Musikus 55. Stück) trat der