Die beschleuniget euren Tod wie meinen.
Wenn ich denke, daß der Freund Selmira’s,
Daß der Mörder meines Sohns zugleich fällt.
Drauf zum Rand des Daches, das mit schönem
Steingeländer war umgeben, tritt er:
Laß die Banner über deinem Haubte
Sich zertheilen, um das prächtige Schauspiel
Nicht zu missen, das ich vorbereite!
Schehriar, dein überwundener Feind, will
Aber ehe dieser Speer (du siehst ihn)
Meinen Busen spaltet, erst erproben
Seine Schärfe will ich hier an beiden
Söhnen Harun Alraschid’s, Beherrschers
Doch getrost, o Königin! Sobald ich
Ihre Leichen dir hinabgeworfen,
Stoß’ ich selbst in meine Brust die Lanze.
So der finstere Schehriar. Verzweiflung
Lebewohl zurufen sich die Brüder.
Aber als die gute Fee Melinda
Schon das edle Paar anheimgefallen
Sieht dem sichern Untergang, erbarmt sich
Einen Falken fliegen. Dieser Falke
Richtet nach dem Libanon den raschen
Zauberflug, wo eben Prinz Amin sich
Durch den Aether wiegte. Mit dem Schnabel
Den er weit entführt in Blitzeseile;
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)