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Hebt sie an, in diesem Hof indessen;
Wann die Vesper ausgesungen, werd’ ich

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Euern Wunsch der Abbatissin melden.


Dieß gesagt, enteilt die Nonne. Bebend
Steht Amin und bebend Heliodora,
Ganz die Seele voll vom Schmerz des Abschieds.
Eine Kette nimmt vom Hals die Jungfrau,

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Die ein Goldschmied aus Byzanz mit edlem,

Reichen Bildwerk schön verziert, und diese
Reicht sie dar dem würdigen Freunde, schweigend,
Keines Wortes mächtig; Jener flicht sie,
Feuchten Blicks, um seinen prächtigen Turban.

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Dann beginnt er: Nicht ein bloß Geschenk sei

Diese Kette, nein − sie werd’ ein Pfand mir!
Wenn in Bagdad meiner Väter Sitz ich
Einst besteige, mahne mich an meine
Schönste Pflicht dieß Unterpfand; ich führe

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Dich zurück auf deinen Thron, entsagend

Jedem Lohn, du gabst den Lohn voraus mir!
Ja, und wenn du diese stille Freistatt
Lieber solltest, als Byzanz, bewohnen,
Deines Rechtes seist du nicht verlustig,

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Nicht als Flüchtige sollst du hier genannt sein! −

Nun zum letzten Mal, o Heliodora,
Lebe wohl! − So spricht Mohadi’s Enkel.

Lebe wohl, versetzte Heliodora.
Seine dargebotene Hand mit leisem

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Druck berührend, trat sie scheidend rückwärts.

Auf der Schwelle stand der Abbatissin
Strenge Form; sie winkte. Beide Frauen
Waren bald verschwunden. Auf den Rappen
Steigt Amin, und jener schwingt empor sich.



Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)