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Soll erwähnen, wie das Schwert Muhammeds
Stets verderblich war dem Stamm der Meinen?
Ja, wie Harun einst in frühster Jugend

245
Schon bekriegt die Kaiserin Irene?

Doch du fühlst es selbst, daß unsre Trennung
Unabweisbar ist, Amin, und ewig!
Nicht Besitz ist Alles, auch Entsagen
Schwellt das Herz mit einem edlen Hochmut.

250
Rasch von hinnen flieht der Tag des Menschen,

Eine kurze Spanne; dem vergeht er,
Der geschwelgt in eitler Lust, wie Jenem,
Der entsagt. Der Tod erwartet Alle. −
Auf des Libanons erhabnem Gipfel

255
Liegt ein Kloster, das für heilige Jungfrau’n

Einst ein Cäsar Griechenlands gegründet.
Wenn, o Freund, es dir gelingt, aus dieser
Haft zu führen mich, so leite dorthin
Meinen Gang! Dieß bittet Heliodora.

260
Ihr versetzt Amin: Ich ehre jedes

Wort von dir wie ein Gebot des Himmels.
Nicht geringer will ich scheinen, als es
Dein Vertrau’n erheischt, und jede Zähre,
Die an meiner Wimper hängt, verläugn’ ich.

265
Was von dir mich scheidet (mich bekennen

Laß es offen), nicht begründet fühl’ ich’s
Durch die wahre Wesenheit der Dinge;
Aber Formen schmieden solche Ketten
Oft zusammen, daß des Menschen Vorwitz

270
Ungestraft sie nicht zerreißt. − Vor Allem

Werde meine Sorge, dich zu retten!

So enteilt er. Tiefe Qual im Busen,
Doch Besonnenheit in seine Seele
Durch des Geistes Kraft erzwingend, tritt er

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/86&oldid=- (Version vom 31.7.2018)