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Nach dem Strande ging die Thüre, deren
Oft bediente sich die schöne Fürstin,

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Wenn sie Abends oder früh des Morgens,

Kühlere Luft zu schöpfen, eine Seefahrt
Auf bemalter Gondel wagte. Dieses
Offene Pförtchen fand die Schaar des Behram.

In den Garten tretend, hören fern sie

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Quellen rauschen, und der Schall geleitet

Bald sie nach dem Brunnen, wo entschlummert
Assur lag. Sie trauen kaum den eignen
Augen; Einer zeigt dem Andern flüsternd
Diesen Fund, der Kühnste giebt den Anschlag.

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Vier von ihnen setzen ihre Krüge

Weg, und laden auf die starken Schultern
Ihn, den lang sich sträubenden Sohn des Harun,
Mit den Schärpen ihm den Mund verbindend.
Triumphirend durch das Pförtchen eilen,

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Kräftigen Schrittes, jene vier Matrosen

Nach dem Ufer; schleunig folgen ihnen
Ihre Freunde mit gefüllten Krügen.
Tiefer sinkt die Nacht, am Borde stehn sie.
Einer löst das Seil, die Andern schreiten

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Auf dem schwanken Brett in’s Schiff hinüber,

Leichten Gangs. Der überraschte Behram
Sieht sich unverhofft am Ziel der Wünsche,
Und empfängt aus ihrer Hand ein Opfer,
Dem er knirschend schon entsagt. Es eilen

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Nach den Ruderbänken Alle, seewärts

Wird das Schiff gedreht, und durch der Sterne
Widerschein, der aus den Wogen glänzte,
Gräbt der schneidende Kiel beschäumte Furchen.



Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/67&oldid=- (Version vom 31.7.2018)