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Und zu Behram sprach der kluge Meister,
Der das Steuer lenkte: Sohn des Königs!
Allzuwidrig ist der Gegenwind uns;

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Nicht zu fördern ist für jetzt die Reise,

Besser scheint’s in einem sichern Haven
Uns zu bergen. Nahe liegt die schöne
Palmenstadt der Königin Selmira:
Dort erwarten laß die günstige Luft uns.

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Ihm versetzte drauf der finstre Behram:

Jeden sonstigen Ort beträt’ ich lieber,
Als die Palmenstadt; denn allzufeind ist
Jene Königin dem Magierglauben.
Wenn den Haven auch sie nicht verschließt uns,

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Wird sie doch durch Hinterlist und Argwohn

Quälen uns und, wie sie kann, bedrücken!
Doch das Leben lieb’ ich mehr, als eines
Weibes Grimm ich fürchte; laß dem Wind uns
Folgen, Freund, und steure klug das Fahrzeug!

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Dem gehorcht der Steuermann; es stiegen

Bald empor des Strandes Vorgebirge.
Wie ein zugespitzter Keil, in’s Meer sich
Streckend, lag die Stadt, und tausend Palmen
Ragten mächtig über stolze Bauten

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Und Moscheen empor. Die Häuser waren

Abgeplattet, und von einem schritt man
Leicht zum andern; denn zu Straßen dienten
Diesem Volk die Dächer. Alle waren
Durch Orangenlauben vor der Sonne,

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Wenn sie wandelt im Gestirn des Löwen,

Wohl geschützt. Das Schiff indessen wand sich
Zwischen kleinem, ringsverstreuten Inseln,
Die zum Sommeraufenthalt dem reichen
Bürger dienten, durch und fuhr der Stadt zu.

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)