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Unserer Sinnlichkeit geliebte Weiber;
Doch der schönste Ruheplatz der Seele,

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Außer Gott, ist eines Freundes Busen.

Aber nicht bloß deines Vaters wegen
Schenkt’ ich meine Gnade dir, Alasnam;
Nein − um deiner selbst, von deines Körpers
Ebenmaß, von deiner Sitten Zauber,

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Deiner Kunst zu reden hingerissen;

Doch es stellt dich höher noch die Sehnsucht,
Nur das seelenreinste Weib als Gattin
Heimzuführen. Deinen Wunsch gewähr’ ich;
Denn ich kann’s. Ich habe deinen Spiegel

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Wohl geprüft; er warf ein Bild zurück mir,

Meines großen Reiches größtes Kleinod;
Doch ich schenk’ es dir, o Sohn Abdalla’s!

Dieses redete dein erlauchter Vater.
Was geschehn, errätst du; nur Alasnam

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Schien so froh mir nicht zu sein, so dankbar

Als ein solch Geschenk verdient von einem
Solchen Geber. So der greise Mesrur.

Aber kaum beschloß er seine Rede,
Als Amin gen Himmel blickt und plötzlich

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Durch die Lüfte hin den Flügelrappen

Schweben sieht, und allzudeutlich glaubt er
Wahrzunehmen seine Heliodora,
Sammt dem Zauberer, der das Pferd gebildet.
Pfeilgeschwind und kaum dem greisen Mesrur

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Lebewohl zurufend, jagt er über

Berg und Thalschlucht, über Feld und Haide
Hinter jenem Meteor von dannen.
Nur zu bald verschwand der flüchtige Rappe
Seinem Blick; doch eher nicht beschließt er

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Umzukehren, bis er Heliodorens
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August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)