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 Fünfter Gesang.


Außerhalb der Stadt und längs der schönen
Gärten Bagdads, trabten jene Beiden,
Prinz Amin und ihm zur Seite Mesrur.
Endlich nahm das Wort der Sohn des Harun:

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Länger nicht verhehle mir, Vertrauter

Meines Vaters, wie so schnell Alasnam
Sich zum Weib die Abbassidentochter,
Meine Schwester sich zum Weib erworben?

Ihm versetzte drauf der greise Mesrur:

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Huldigung dem Oberherrn des Glaubens

Und Geschenke bringend, kam von Cairo
Prinz Alasnam. Galt’s ein Roß zu tummeln,
Galt’s ein Lied zu dichten für die Laute,
Galt’s des Gliederbau’s harmonische Fülle

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Schlank und leicht zu drehn in Reigentänzen,

Kam dem Fremdling Keiner gleich, er glänzte
Wie ein thauiger Morgenstern der Jugend.

Eines Abends, als der Fürst des Glaubens,
Um die Schwermut über seiner Söhne

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Flucht zu mildern, durch die Straßen Bagdads

Mit dem Großwesir verkleidet schweifte,
Ließen ermüdet unter eines Hauses
Hohem Altan, der von Palmen reichlich
Ueberschattet war, sich Beide nieder.

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Da vernahmen vom Balkon herunter

Zweier Männerstimmen leis Gespräch sie.
Einer sagte: Höre mich, Alasnam,
Meinem Rat gehorche, fleuch von Bagdad!
Im Gewühl der sittenlosen Haubtstadt

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Suchst du stets umsonst das stets Gesuchte,
Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)