Stadt nur wenige Muselmänner hausen,
Ja, des Feuerdiensts Altäre sieht er.
Durch die Straßen irrt er auf und nieder,
Nach dem Bruder, doch vergebens, forschend,
Abzuwarten, und die Nacht in irgend
Eines Hauses Porticus zu schlafen.
Als er dieß erwägt, vernimmt er plötzlich
Paukenschall, Drommetenklang und Pfeifen,
Zug von Fackeln. Junge Fraun und Männer
Gingen paarweis, um die Schläfe Rosen,
Und in goldenen Körben Rosen tragend,
Die sie singend auf den Weg verstreuten;
Einen weissen Zelter, bunt behangen.
Auf dem Zelter saß die schönste Jungfrau,
Uebersät von Perlen und Rubinen;
Aber Thränen blitzten ihr im Auge,
Thränen fielen über bleiche Wangen,
Schien der Schmerz in ihrer schönen Seele.
Ihr zur Seite ritt ein Zwerg, phantastisch
Aufgeputzt, mit einem spitzen Höcker.
Wie die alte Fabel uns die Göttin
Zugesellt ihr einen lahmen Unhold:
Also ritt auch jenes Paar selbander.
Aber Haruns Sohn verwandte keinen
Blick vom nassen Angesicht der Jungfrau.
Seiner Brust der ersten Liebe Seufzer,
Und in Sehnsucht schmolz das tiefste Herz ihm.
Einen jungen Flötenspieler endlich
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)